Ein Bautagebuch ist ein wichtiges Dokument bei der Entstehung eines in Auftrag gegebenen Bauwerkes. Darin sind unter anderem wesentliche Baufortschritte sowie auftretende Baumängel vermerkt. Welche rechtliche Relevanz das Bautagebuch hat, was es beinhalten muss und welche digitalen Softwarelösungen es gibt, lesen Sie hier.
- Bauleiter oder Architekt sind dazu verpflichtet, ein Bautagebuch zu führen und dem Bauherrn Einsicht in dieses zu gewähren.
- Im Bautagebuch werden unter anderem wesentliche Baufortschritte, auftretende Störungen und Mängel sowie Angaben zu verwendeten Baumaterialien und Baugeräten dokumentiert.
- Auch der Bauherr sollte ein Bautagebuch führen. Vor allem bei wichtigen Bauabschnitten (Estrich, Elektroinstallation etc.) sollte der Bauherr Bildaufnahmen zu Dokumentationszwecken aufnehmen.
Der Bau des Eigenheims ist für Bauherren eine einschneidende Erfahrung im Leben. Nicht nur zur Absicherung gegen etwaige Forderungen und Rechtsstreitigkeiten ist das Bautagebuch daher ein wichtiges Instrument. Es dient vor allem der lückenlosen Dokumentation der baulichen Maßnahmen an einem Bauvorhaben.
Für die Bauleitung oder den Architekten ist das Führen eines Bautagebuchs Pflicht. Bauherren können hingegen ihre Erfahrungen festhalten und schnell dokumentieren. Dank moderner Technik ist die Dokumentation denkbar einfach.
Verschiedene Bautagebuch-Softwares können online heruntergeladen werden oder im Fachhandel erworben werden. Möchte man eine Bautagebuch-Software in Anspruch nehmen, sollten die verschiedenen Produkte gründlich verglichen werden. Das Programm sollte grundsätzlich folgende Daten erfassen können:
Datum und Uhrzeit des Eintrags
Wetterbedingungen (Temperatur, Niederschlag)
Anwesende auf der Baustelle
eventuelle Störungen
Bauablauf
Fortschritt
Falls das Dokument amtlich eingesetzt werden soll, sollten auch genutzte Geräte und Maschinen, Baustoffe und alle weiteren Vermerke festgehalten werden.
Die Bautagebuch-Software ermöglicht auch ein Anhängen von Bildern an den Bericht. Die Verwaltung und Eintragung von Daten ist ganz einfach über das Smartphone möglich, sodass Informationen direkt eingegeben werden und Fotos hinzugefügt werden können. Dies erleichtert die Dokumentation erheblich.
Nicht jede Software kann aber alle Funktionen abdecken, daher sollte ein Programm gewählt werden, das zu den eigenen Bedürfnissen passt. Oftmals kann eine eingeschränkte Version der Bautagebuch-Software bereits kostenfrei genutzt werden.
Diese hat allerdings in der Regel lediglich Grundfunktionen oder wird in häufigen Intervallen von Werbung unterbrochen. Für eine umfangreiche Bautagebuch-Software müssen Bauherren daher im Regelfall mit Kosten rechnen – diese kann bis zu einige hundert Euro im Jahr kosten.
Folgende Anforderungen sollte die Software je nach individuellen Bedürfnissen erfüllen können:
selbsterklärende Nutzung
Erleichterung der Schreibarbeit durch vorgefertigte Bausteine und Kopierfunktionen, Autovervollständigung bei Text
keine zusätzlichen Schulungen für die Bautagebuch-Software nötig
Aufrufen einer „Hilfe“ möglich
Suchfunktion
Integration von Bildern bzw. Dokumenten
Kommentarfunktion
Firmenzuordnungsfunktion
verfügbare App für iPhone und Android-Geräte
Speichern der Berichte (z.B. als PDF) möglich, bei Bedarf gerätunabhängig in der Cloud
Ein weiterer Vorteil der digitalen Führung des Bautagebuchs ist der Zugriff auf öffentliche Firmenlisten, aus denen man die Subunternehmen auswählen kann. Das Bautagebuch kann in der Regel auch als Dokument per E-Mail versendet werden, sodass alle Beteiligten eine aktuelle Kopie erhalten.
Der größte Vorteil ist jedoch, dass die anfallende Schreibarbeit deutlich reduziert wird und somit auch der zeitliche Gesamtaufwand. Grundsätzlich ist die Bautagebuch-Software ein hilfreiches Tool für jeden Bauherren und auch Bauleiter. Denn oftmals sind Bauleiter überlastet und so kommt es zu Baumängeln und Schäden auf der Baustelle.
Durch die Bautagebuch-Software können die Baustellenabläufe übersichtlicher gestaltet werden. Es hilft besonders bei der Koordination von
Subunternehmern,
Handwerkern,
Architekten und
Planern.
Eine Pflicht zur Nutzung eines Bautagebuch-Programms gibt es jedoch nicht. Wer möchte, kann weiterhin handschriftlich ein Bautagebuch auf handelsüblichen Vordrucken führen.
Da jedoch die Tagesberichte oftmals fast identisch sind, bedeutet die handschriftliche Führung einen deutlich höheren Aufwand. Der Einsatz von Bautagebuch-Software ermöglicht schließlich eine vereinfachte und effizientere Baustellendokumentation.
Grundsätzlich gilt: Die Bauleitung ist verpflichtet, ein vollständiges Bautagebuch zu führen. Da es sich um eine Grundleistung nach HOAI handelt, hat der Bauherr Anspruch darauf und ist sogar beim Fehlen eines Bautagebuchs dazu ermächtigt, das Honorar zu kürzen.
Dies geht aus der jüngsten Rechtsprechung hervor (Az. VII ZR 292/17). Demnach solle der Bauleiter oder Architekt stets die Interessen des Bauherrn schützen und Leistungen, Tätigkeiten und Lieferungen aller Unternehmen auf der Baustelle festhalten. Somit hat das Bautagebuch einen hohen Stellenwert beim Bau und sollte stets vollständig geführt sowie von allen Parteien unterzeichnet werden.
In den vergangenen Jahren haben Blogs als Online-Tagebücher in allen Bereichen des Lebens Einzug gehalten. So verwundert es nicht, dass auch das Bautagebuch oftmals im Internet als Blog vorzufinden ist. Ein Bautagebuch-Blog hat mehrere Vorteile:
Das Bautagebuch kann persönlich und individuell geführt werden.
Es gibt keine Begrenzung in Bezug auf Text und Bilder, der Bauherr entscheidet über Umfang und Häufigkeit der Publikation.
Von den eigenen Erfahrungen beim Bau profitieren andere Bauherren (falls der Blog öffentlich zugänglich ist).
Blogs können auch mit Passworteingabe verschlüsselt werden, sodass nur ausgewählte Leser Zugang zu den Informationen haben.
Bauherren-Portale im Netz haben schon längst das Potenzial solcher Tagebücher erkannt und viele Blogs verschiedener Bauherren in Sammlungen zusammengestellt. Wer ein Haus bauen möchte, kann hier oftmals sogar nach Hausbauanbieter filtern und sieht auf einen Blick, welche Bauherren über ihre Erfahrungen bloggen und was sie über den entsprechenden Hausbauanbieter berichten.
Wer seinen eigenen "Baublog" aufsetzen möchte, kann dies heutzutage dank Anbietern von Blog-Software im Internet im Handumdrehen und ohne Programmier-Kenntnisse tun.
Eine rechtliche Bedeutung oder Tragweite hat das als Blog geführte Bautagebuch jedoch nicht. Dieses dient lediglich privaten Zwecken.
Angaben zum Bauvorhaben (z.B. Einfamilienhaus der Familie Mustermann)
Datum des jeweiligen Eintrags
Angaben zu den Witterungsbedingungen – besonders wenn es den Bauablauf beeinträchtigt (z.B. bei Frost oder starken Regenfällen)
Angaben zu Architekten, Ingenieuren, Bauleitern und weiteren Beteiligten
Angaben zu den einzelnen Gewerken (Firma, Anzahl der Mitarbeiter, Arbeitsstunden etc.)
Angaben zu den verwendeten Baumaterialien und den genutzten Baugeräten (Stillstandzeiten, Störungen/Defekte etc.)
Dokumentation von vermutlichen Baumängeln, Schäden und Störungen (bestenfalls mit Fotos)
Ergebnisse und Zusammenfassungen aus Besprechungen mit namentlicher Erwähnung aller Beteiligten sowie deren Unterschriften
Durchgeführte Prüfungen (Messungen, Ergebnisse etc.)
Bildaufnahmen von Baumaßnahmen, die später nicht mehr sichtbar sind (beispielsweise Fußbodenheizung, Elektroinstallation etc.)
Abnahmen von Bauleistungen sowie Teilabnahmen
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