Der Effektivzins ist deine wichtigste Orientierungshilfe, wenn es darum geht, die besten Konditionen für Kredite zu vergleichen. In diesem Artikel erfährst du, warum der Effektivzins so wichtig ist, wie er sich berechnet und was ihn vom Sollzins unterscheidet.

importantpoints
Das Wichtigste in Kürze
  • Der Effektivzins zeigt die tatsächlichen Kreditkosten, einschließlich aller Gebühren und Zusatzkosten an.

  • Er ist die zentrale Kennzahl, um verschiedene Kreditangebote fair miteinander zu vergleichen.

  • Der Effektivzins unterscheidet sich vom Sollzins, da dieser nur die reine Verzinsung des geliehenen Betrags ohne weitere Kosten berücksichtigt.

Was ist der Effektivzins und warum ist er so wichtig?

Der Effektivzins, oft auch als effektiver Jahreszins bezeichnet, ist die Zahl, die dir zeigt, wie teuer ein Kredit wirklich ist. Aber warum ist das so? Ganz einfach: Bei einem Kredit entstehen nicht nur Zinsen, sondern oft auch Zusatzkosten wie Bearbeitungsgebühren, Provisionen für die Bank oder Kosten für eine Restschuldversicherung. All diese Beträge summieren sich und beeinflussen, wie viel du am Ende tatsächlich zahlen musst.

Der Effektivzins bündelt all diese Kosten und gibt sie in einer einzigen, einheitlichen Zahl an – als Prozentsatz. So kannst du verschiedene Kreditangebote miteinander vergleichen, selbst wenn die Banken unterschiedliche Gebührenmodelle haben.

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Ein Beispiel

Du möchtest ein Darlehen über 50.000 Euro aufnehmen. Eine Bank bietet dir einen Sollzins von zwei Prozent an, eine andere von zweieinhalb Prozent. Doch die erste Bank erhebt eine Bearbeitungsgebühr von 500 Euro, die zweite nicht. Welches Angebot ist besser? Der Effektivzins beantwortet diese Frage, indem er die tatsächlichen Kosten aufzeigt.

Wie wird der Effektivzins berechnet? Eine verständliche Erklärung mit Beispiel

Die Berechnung des Effektivzinses mag zunächst kompliziert erscheinen, ist aber essenziell, um die tatsächlichen Kosten eines Kredits zu ermitteln. Er zeigt dir, ob ein Kreditangebot wirklich günstig ist oder nur auf den ersten Blick so wirkt. Wenn du dir die Berechnung sparen möchtest, kannst du Online-Vergleichsrechner nutzen – diese berechnen den Effektivzins automatisch und helfen dir, die besten Konditionen zu finden.

Wie funktioniert die Berechnung des Effektivzinses?

Stell dir vor, du möchtest 10.000 Euro von einer Bank leihen. Diese verlangt einen Sollzins von drei Prozent pro Jahr und eine Bearbeitungsgebühr von 200 Euro. Die Laufzeit des Kredits beträgt fünf Jahre. So gehst du Schritt für Schritt vor:

Schritt 1: Berechne die Zinskosten
Die Bank berechnet Zinsen in Höhe von 3 Prozent pro Jahr auf den geliehenen Betrag.

  • Zinsen pro Jahr: 3 Prozent von 10.000 Euro sind 300 Euro.
  • Über die gesamte Laufzeit von 5 Jahren ergeben sich:
    300 Euro × 5 Jahre = 1.500 Euro Zinsen.
     

Schritt 2: Addiere die zusätzlichen Kosten
Neben den Zinsen erhebt die Bank eine Bearbeitungsgebühr von 200 Euro. Diese Gebühr musst du zu den Zinskosten hinzuzählen:

  • Gesamtkosten des Kredits: 1.500 Euro Zinsen + 200 Euro Bearbeitungsgebühr = 1.700 Euro.
     

Schritt 3: Berechne den Effektivzins
Der Effektivzins zeigt, wie hoch die Gesamtkosten des Kredits im Verhältnis zur geliehenen Summe pro Jahr sind. Dafür teilst du die Gesamtkosten durch die geliehene Summe und multiplizierst das Ergebnis mit 100, um den Prozentsatz zu erhalten. Danach teilst du diesen Wert durch die Laufzeit des Kredits:

  • Teile die Gesamtkosten durch die geliehene Summe:
    1.700 Euro ÷ 10.000 Euro = 0,17.
  • Multipliziere das Ergebnis mit 100:
    0,17 × 100 = 17 Prozent.
  • Teile diesen Wert durch die Laufzeit in Jahren:
    17 Prozent ÷ 5 Jahre = 3,4 Prozent.
     

Ergebnis: Der Effektivzins beträgt 3,4 Prozent pro Jahr.


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Bedeutung des Effektivzins

Der Effektivzins zeigt, dass dein Kredit tatsächlich 3,4 Prozent pro Jahr kostet – obwohl der Sollzins nur 3 Prozent beträgt. Dieser Unterschied entsteht durch die zusätzlichen Kosten, in diesem Fall die Bearbeitungsgebühr von 200 Euro. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, beim Kreditvergleich immer auf den Effektivzins zu achten.


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Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins: Was du wissen musst

Viele Kreditnehmer:innen schauen zunächst nur auf den Sollzins, weil er oft als Werbemaßnahme besonders prominent dargestellt wird. Doch dieser Zinssatz sagt nicht die ganze Wahrheit: Der Sollzins (oder Nominalzins) gibt lediglich an, wie viel Zinsen du für die geliehene Summe pro Jahr zahlst. Zusätzliche Kosten wie Gebühren oder Versicherungen sind darin nicht enthalten. Das kann dazu führen, dass ein Kredit mit niedrigem Sollzins in der Praxis teurer ist als ein Angebot mit etwas höherem Sollzins, aber geringeren Zusatzkosten.

Expertenkommentar

„Der Effektivzins ist der „ehrliche“ Zinssatz, der alle Kosten einbezieht, er schützt Verbraucher:innen davor, vermeintlich günstigen Angeboten auf den Leim zu gehen“

Oranus Mahmoodi
Expertin für Mieten & Kaufen
Oranus Mahmoodi

Als Immobilienexpertin und Redakteurin bei ImmoScout24 informiert dich Oranus Mahmoodi über alle Themen rund ums Mieten und Kaufen. Oranus ist studierte Journalistin und Soziologin. Sie beobachtet die Immobilienwirtschaft seit Jahren. Ihre Expertise als Wirtschafts- und Finanzjournalistin hat sie bei Financial Times Deutschland gewonnen, wo sie über viele Jahre gearbeitet hat. Als Autorin für Nachrichtenagenturen und diverse Wirtschaftstitel hat sie sich intensiv mit allen Seiten der Immobilienwirtschaft beschäftigt. Ihr Credo ist es, komplexe Themen für dich unterhaltsam und verständlich aufzubereiten.

 

Bitte beachte: Oranus Mahmoodi ist Immobilienexpertin, jedoch keine Immobilienmaklerin. Sie kann keine Immobilien vermitteln oder Anfragen dieser Art beantworten. Wende dich hierfür bitte an die jeweiligen Anbieter oder unseren Support.

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Warum ist der Effektivzins gesetzlich geregelt?

Die gesetzliche Regulierung des Effektivzinses dient vor allem dem Verbraucherschutz. Ohne diese Regelungen könnten Kreditinstitute mit niedrigen Sollzinsen werben und hohe Zusatzkosten verschleiern. Durch die verpflichtende Angabe des Effektivzinses sind Kreditangebote transparent und vergleichbar. Das hilft Verbraucher:innen, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich vor überteuerten Krediten zu schützen.

Der Effektivzins ist in Deutschland und der Europäischen Union streng gesetzlich geregelt, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die wichtigsten gesetzlichen Regelungen findest du in folgenden Gesetzen und Richtlinien:

Deutschland: Unter anderem § 6 Preisangabenverordnung (PAngV)
In Deutschland ist der Effektivzins in der Preisangabenverordnung (PAngV) festgelegt. Nach § 6 PAngV sind Kreditinstitute dazu verpflichtet, bei Krediten den effektiven Jahreszins anzugeben. Das Ziel dieser Regelung ist es, Verbraucher:innen die Möglichkeit zu geben, verschiedene Kreditangebote auf eine einheitliche Weise zu vergleichen.

Europa: Verbraucherkreditrichtlinie (2008/48/EG)
Auf europäischer Ebene wird der Effektivzins durch die Verbraucherkreditrichtlinie (Richtlinie 2008/48/EG) geregelt. Diese Richtlinie legt fest, dass alle Kreditinstitute innerhalb der Europäischen Union die gleichen Standards bei der Berechnung und Darstellung des effektiven Jahreszinses anwenden müssen.

Deine Checkliste für den Kreditvergleich

Wenn du auf der Suche nach dem besten Kreditangebot bist, kann die Vielzahl der Angebote schnell überwältigend wirken. Im ersten Schritt solltest du den Effektivzins checken. Achte darauf, dass der Effektivzins klar ausgewiesen ist. Wenn nicht, lass dir eine detaillierte Aufstellung geben.

Darauf solltest du achten, damit der Effektivzins niedrig bleibt:
 

  1. Laufzeit und Ratenhöhe berücksichtigen
    Die Laufzeit eines Kredits beeinflusst die Gesamtkosten stark: Eine längere Laufzeit bedeutet meist niedrigere monatliche Raten, aber höhere Gesamtkosten durch die Zinsen. Überlege, welche Ratenhöhe für dich langfristig tragbar ist.

  2. Zusatzkosten hinterfragen
    Banken können Gebühren erheben, die auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar sind, etwa für die Bearbeitung, Kontoeröffnung oder eine Restschuldversicherung. Kläre vorab, welche zusätzlichen Kosten entstehen, und prüfe, ob diese im Effektivzins enthalten sind.

  3. Sondertilgungen und Flexibilität prüfen
    Achte darauf, ob der Kredit Sondertilgungen erlaubt, also die Möglichkeit, zusätzliche Zahlungen ohne Strafgebühren zu leisten. Flexible Konditionen können dir helfen, den Kredit schneller abzubezahlen und Zinsen zu sparen.

  4. Angebote vergleichen
    Hole dir mehrere Angebote von verschiedenen Banken ein. So bekommst du ein Gefühl dafür, was marktüblich ist, und kannst gezielt nach besseren Konditionen suchen.

  5. Versteckte Klauseln prüfen
    Lies das Kleingedruckte in den Kreditverträgen sorgfältig. Manche Angebote enthalten Klauseln, die im Ernstfall teuer werden können, z. B. Gebühren für Vertragsänderungen oder Einschränkungen bei der vorzeitigen Rückzahlung.

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FAQ: Häufige Fragen zum Thema Effektzins

Was ist der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins?

Der Sollzins gibt nur die reinen Zinskosten eines Kredits an, während der Effektivzins auch Gebühren und Zusatzkosten berücksichtigt. Der Effektivzins zeigt dir daher, wie teuer ein Kredit tatsächlich ist.

Wie berechne ich den Effektivzins?

Die Formel zur Berechnung des Effektivzinses lautet: Effektivzins = (Kreditkosten ÷ Nettodarlehensbetrag) × 100 ÷ Laufzeit in Jahren. Kreditkosten beinhalten Zinsen und alle zusätzlichen Gebühren. So werden alle Kosten des Kredits in einer einzigen Prozentzahl zusammengefasst.

Warum ist der Effektivzins so wichtig?

Er hilft dir, die tatsächlichen Kosten eines Kredits zu verstehen und Angebote fair zu vergleichen. Ohne den Effektivzins könntest du die finanziellen Belastungen unterschätzen.

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Bitte beachte: Oranus Mahmoodi ist Immobilienexpertin, jedoch keine Immobilienmaklerin. Sie kann keine Immobilien vermitteln oder Anfragen dieser Art beantworten. Wende dich hierfür bitte an die jeweiligen Anbieter oder unseren Support.

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