Gutachten: Die größten Baukostentreiber
Vor allem Grundstückskosten machen den Neubau teuer
Über 300.000 Neubauwohnungen wurden deutschlandweit für ein Gutachten analysiert. Die Gutachter filterten dabei die größten Kostentreiber heraus. Ein Faktor stach besonders hervor.
Die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ in Kiel hat ein detailliertes Gutachten zu den Baukosten in Schleswig-Holstein veröffentlicht. Die Ergebnisse können wie „eine Art Werkzeugkasten für die frühzeitige Planung“ für Bauherren gelesen werden, betont Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote. Da vergleichbare Projekte aus ganz Deutschland herangezogen wurden, hat das Gutachten auch bundesweite Bedeutung.
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Insgesamt analysierten die Verfasser des Gutachtens 7.130 Wohnungen aus Schleswig-Holstein und 30.000 Wohnungen aus ganz Deutschland. Dabei fiel auf, dass die Baukosten im Land relativ ähnlich sind. Hauptkostentreiber seien vor allem die Grundstückspreise.
Einen erheblichen Anteil an den Baukosten haben bauliche Besonderheiten wie eine Tiefgarage oder ein Keller: Diese treiben die Kosten für den Bau eines Mehrfamilienhauses stark in die Höhe. Tiefgaragen werden vor allem in Regionen realisiert, wo die Suche nach einem Parkplatz ein Problem werden kann – etwa im Hamburger Umland oder in den Städten Lübeck oder Kiel.
Am teuersten sind Neubauten auf den schleswig-holsteinischen Inseln (Median: 3.389 Euro pro Quadratmeter) und im Hamburger Umland (Median: 2.652 Euro pro Quadratmeter). Interessant ist das Ergebnis des Gutachtens im Hinblick auf den realisierten Energiestandard. 38 Prozent der frei finanzierten Wohnungen orientieren sich an den gesetzlichen Mindeststandards gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV). Im Vergleich dazu wurde keine einzige öffentlich geförderte Wohnung „nur“ im Mindeststandard gebaut – hier überwiegt der erheblich bessere Effizienzhaus-70- und Effizienzhaus-55-Standard. In Norddeutschland werden – im Vergleich zum Rest der Republik – Wohnungen mit rund zehn Quadratmetern weniger Wohnfläche geplant.
Die Empfehlungen der Verfasser an die Wohnungspolitik, um künftig Baukosten zu sparen:
- Begrenzung der behördlichen Auflagen, da diese sehr kostenintensiv sind
- eine gezielte Baulandpolitik und Grundstücksmanagement, um das ebenfalls sehr kostenintensive Thema Bauland zu entschärfen
- die effiziente Ausnutzung der vorhandenen Wohnfläche, insbesondere durch eine kompakte Bauweise. Gemeint ist hierbei ein effizientes Verhältnis von „wärmeübertragender Umfassungsfläche zum beheizten Gebäudevolumen“
- Auflagen und Anforderungen in den Bereichen Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand- und Schallschutz, Schnee-, Sturm- und Erdbebensicherheit sollten nicht weiter angehoben, sondern auf dem aktuellen, sehr hohen Niveau beibehalten werden