So nachhaltig sind Deutschlands Städte
Der Nachhaltigkeitsindex des Städterankings von IW Consult im Auftrag von ImmoScout24 und WirtschaftsWoche lehnt sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung an und analysiert die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der 71 kreisfreie Großstädte Deutschlands:
- Das Ruhrgebiet belegt die letzten Ränge im Nachhaltigkeitsindex.
- Wolfsburg führt den Nachhaltigkeitsindex an. Ulm folgt auf Platz 2 des Rankings und führt in den Teilbereichen Ökologie und Soziales.
- Heidelberg, Erlangen und Ingolstadt landen erneut in den Top5.
- Hohe Gefahr von Altersarmut in München und Berlin.
- Einsatz alternativer Heizenergien im Wohnungsneubau muss stärker vorangetrieben werden.
In der Gesamtauswertung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien landet Wolfsburg auf Rang eins, Ulm auf zwei und Heidelberg auf Rang drei. Erlangen und Ingolstadt folgen auf Platz vier und fünf im Ranking. Das Ruhrgebiet belegt im Nachhaltigkeitsindex wie bereits im Vorjahr ausschließlich Plätze in der zweiten Hälfte und hat den höchsten Nachholbedarf.
„Großstädte beheimaten etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung und tragen dementsprechend eine besondere Verantwortung beim Thema Nachhaltigkeit. Im Bereich Ökologie zum Beispiel können Städte durch den Ausbau von Radinfrastruktur und die Festlegung von Flächen für erneuerbare Energien einen großen Beitrag leisten“, erklärt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24.
Das Ruhrgebiet belegt die letzten Ränge im Nachhaltigkeitsindex
Oberhausen, Herne, Duisburg und Gelsenkirchen bilden im Ruhrgebietsvergleich das Schlusslicht und belegen im Nachhaltigkeitsindex die letzten vier Plätze. Gelsenkirchen schneidet insbesondere im Teilbereich Soziales am schlechtesten ab (Rang 71). In keiner anderen Großstadt gibt es eine höhere Jugendarbeitslosenquote und eine geringere Beschäftigungsrate bei Frauen. Duisburg folgt dicht und schneidet in den Teilbereichen Ökonomie (Rang 59) und Ökologie (Rang 69) noch schlechter ab als Gelsenkirchen. In Duisburg ist der Nachholbedarf insbesondere bei der Infrastruktur für Elektroladesäulen, der Luftqualität und der Beschäftigungsrate von Frauen groß. Herne belegt im Nachhaltigkeitsindex den drittletzten Platz und hat unter den 71 Großstädten Deutschlands die schlechteste Luftqualität, die geringste Ingenieursdichte und eine der höchsten Jugendarbeitslosenquoten.
Stadt | Gesamtrang | Rang Vorjahr | Ökonomie | Ökologie | Soziales |
Bremerhaven | 67 | 66 | 21 | 68 | 70 |
Oberhausen | 68 | 68 | 71 | 51 | 54 |
Herne | 69 | 69 | 70 | 67 | 58 |
Duisburg | 70 | 70 | 59 | 69 | 68 |
Gelsenkirchen | 71 | 71 | 54 | 52 | 71 |
Die 5 letzten Ränge im Nachhaltigkeitsindex 2022
Wolfsburg, Ulm, Heidelberg, Erlangen und Ingolstadt bilden die Top5
Auch in diesem Jahr führt Wolfsburg den Nachhaltigkeitsindex des Städterankings an. Im Teilbereich Ökonomie belegt die niedersächsische Autostadt den 1. Platz und punktet hier insbesondere mit einem großen Anteil FuE-Beschäftigter, einer hohen Ingenieursdichte und einer Vielzahl von Patentanmeldungen. Im Teilbereich Ökologie landet Wolfsburg auf Platz 4. Unter anderem, da die Dichte an Elektrotankstellen nirgendwo sonst so hoch ist wie in Wolfsburg. Zudem setzt die Stadt auch in anderen Bereichen auf eine Dekarbonisierung, etwa im Baubereich. Auch im Bereich Soziales erreicht Wolfsburg mit Platz 8 die Top 10. Die Stadt bietet ein leistungsfähiges Bildungssystem und verzeichnet eine hohe Beschäftigungsrate von Frauen sowie eine geringe Altersarmut.
Lag Ulm im letzten Jahr noch auf Platz 5 des Nachhaltigkeitsrankings, belegt es in diesem Jahr den zweiten Platz. In den Teilbereichen Ökologie und Soziales erreicht Ulm sogar Platz 1. Das liegt unter anderem an den guten Platzierungen bei den Indikatoren Solarleistung (Rang 2), Ladesäulen (Rang 6), Alternative Heizenergie (Rang 7) und Windleistung (Rang 8). Im Vergleich dazu landen München im BereichSolarleistung nur auf Rang 67 und Berlin sogar auf Rang 70. Zudem ist die Altersarmut in München (Rang 58) und Berlin (Rang 59) vergleichsweise hoch.
Heidelberg klettert im Vergleich zum Vorjahr einen Rang nach oben und landet im Nachhaltigkeitsranking auf Platz 3. In allen drei Teilbereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales findet sich Heidelberg auf Rang 5 wieder. Die bayrischen Städte Erlangen und Ingolstadt folgen auf Platz 4 und 5. Erlangen landet in jedem Teilbereich in den Top10. Ausbaufähig ist hier insbesondere die Versorgung von Kindern in Tageseinrichtungen (Rang 63).
Stadt | Gesamtrang | Rang Vorjahr | Ökonomie | Ökologie | Soziales |
Wolfsburg | 1 | 1 | 1 | 4 | 8 |
Ulm | 2 | 5 | 16 | 1 | 1 |
Heidelberg | 3 | 4 | 5 | 5 | 5 |
Erlangen | 4 | 2 | 6 | 10 | 3 |
Ingolstadt | 5 | 3 | 7 | 3 | 15 |
Die Top5 Großstädte im Nachhaltigkeitsindex 2022
Einsatz alternativer Heizenergie muss im Neubau stärker vorangetrieben werden
Der Einsatz nachhaltiger Heizenergien ist nicht nur ein wichtiger Baustein bei der Erfüllung der Klimaziele, sondern spielt auch angesichts steigender Energiepreise eine entscheidende Rolle. Der Nachhaltigkeitsindex des Städterankings bewertet im Bereich Ökologie unter anderem den Anteil alternativer Heizenergien zu Gas und Öl im Neubau von Wohnimmobilien. Mannheim, Wolfsburg und Heidelberg sind die drei Großstädte mit einem Anteil von über 90 Prozent alternativer Heizenergien in ihren aktuellen Neubauten. In sechs Städten beträgt der Anteil alternativer Heizenergie im Neubau weniger als 40 Prozent: Lübeck (39%), Kassel (36%), Salzgitter (27%), Oldenburg (23%), Osnabrück (20%) und Bremerhaven (9%). In Gesamtdeutschland ist der Anteil der alternativen Heizenergien in fertiggestellten Gebäuden über die letzten Jahre gestiegen: Betrug der Anteil 2018 noch 56 Prozent, lag er 2020 bei 60 Prozent.
„Städte leisten in ihrer Neubaupolitik einen erheblichen Beitrag zu der Erfüllung der Klimaziele. Im Neubau von Wohnimmobilien muss der Einsatz alternativer Heizenergien stärker vorangetrieben werden“, ergänzt Dr. Gesa Crockford. „Städte, die jetzt schon nachhaltiger bauen oder nachhaltiges Bauen fördern, sind in Zukunft attraktiver.“
Stadt | Anteil alternativer Heizenergie im Neubau |
Über 90 Prozent | |
Mannheim | 94 % |
Wolfsburg | 92 % |
Heidelberg | 92 % |
Unter 40 Prozent | |
Lübeck | 39 % |
Kassel | 36 % |
Salzgitter | 27 % |
Oldenburg | 23 % |
Osnabrück | 20 % |
Bremerhaven | 9 % |
Großstädte mit dem größten bzw. kleinsten Anteil alternativer Heizenergie im Neubau
Auf Wunsch schicken wir Ihnen gerne individuelle Fact Sheets der von Ihnen gewünschten Städte zu.
Über das Städteranking / Methodik
Im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmobilienScout24 hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln erneut den umfangreichen Leistungscheck durchgeführt. Unter die Lupe genommen wurden die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen. Kaiserslautern liegt gemäß amtlicher Statistik mit 99.662 Einwohner:innen knapp unterhalb dieser Schwelle. Zwecks Vergleichbarkeit und Kontinuität zum Vorjahr wurde Kaiserslautern zu den 71 Großstädten gezählt (2019: 100.030 Einwohner:innen). Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein. Das Ranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Das Niveauranking bildet die Wirtschaftskraft der Städte ab. Es vergleicht Ist-Werte ausgewählter Kennziffern, wie etwa die aktuelle Zahl der Baugenehmigungen. Das Dynamikranking analysiert die Veränderungsraten ausgewählter Indikatoren und zeigt, welche Städte sich in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage erfreulich entwickelt. Das Nachhaltigkeitsranking lehnt sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung an und analysiert die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Stadt. Da die positive Entwicklung eines Standortes nicht ohne Effekte auf die Immobilienpreise bleibt, ergänzt eine umfassende Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmoScout24 das Städteranking. Die ausführlichen Ergebnisse stehen unter www.wiwo.de/staedteranking zur Verfügung.
Über WirtschaftsWoche
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Über Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH
Die IW Consult Köln steht seit 1998 für umfassende wissenschaftliche Expertise im Bereich der Branchen- und Regionalanalysen, dem Bewerten von Standortfaktoren und Zukunftstrends sowie der Formulierung von Lösungen für die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen und Regionen. Die IW Consult ist ein hochspezialisierter Dienstleister mit großer Expertise in der Erhebung und Auswertung von Primär- und Sekundärdaten auf unterschiedlichsten räumlichen Maßstabsebenen und Ableitung von spezifischen Handlungsebenen. Seit 2004 wird regelmäßig ein Ranking der deutschen Großstädte in der WirtschaftsWoche veröffentlicht. Nähere Informationen unter www.iwconsult.de