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So lebt es sich in Karlstadt

Karlstadt: Eine Kleinstadt mit Skyline

Wenn sich mehrere Kommunen um die Vorherrschaft in einem Landkreis streiten, gibt es meist mehr Verlierer als Sieger. Das Mittelzentrum Karlstadt gehört aber zu den Gewinnern.

Mit der Kreisgebietsreform 1973 bekam die Stadt am Main einen bedeutsamen Teil der Verwaltung des neuen Großkreises Main-Spessart zugesprochen: Das Landratsamt. Dazu das Gesundheits-, das Schul-, das Veterinäramt. Dafür gingen das Gericht und der Hauptsitz des Finanzamts nach Gemünden bzw. Lohr am Main - Behörden, auf die Otto-Normalbürger ja ganz gern gänzlich verzichten würde.

Skyline mit Zementfabrik und Burgruine

Mit seinen über 15.000 Einwohnern in der Kernstadt sowie den neun eingemeindeten Dörfern reicht es zwar nicht ganz zur ersten Position im Landkreis, der wirtschaftlichen Entwicklung tut dies jedoch kaum Abbruch: Das Zementwerk Schwenk und die Eisenwerke Düker sind leistungsfähige Betriebe, die einem Gutteil der "Karschter" (so sagt's der Einheimische) Bevölkerung Arbeit, Lohn und Brot stellen. Beide Unternehmen tragen sogar dazu bei, dass der Ort entlang des Mains so etwas wie eine Skyline bekommt, deren höchsten Punkt aber kein Industriebau, sondern die Ruine der Karlsburg auf der anderen Mainseite bildet.

Kulturell bietet Karlstadt seinen Einwohnern vom kleinen Theater in der Gerbergasse über das einzigartige Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum (beeindruckende Kulisse auch für Hochzeits- und andere Feiern) und einem Kino im Ortsteil Mühlbach so manches Erlebnis. Beim Festival rot & erotisch verwandelt sich die typisch fränkische Altstadt mit ihren Fachwerkbauten und einem Stadtmauerrest gar in eine Art Rotlichtviertel. Ansonsten glänzt sie aber eher vielfarbig und bietet vor allem kulinarische Genüsse, von der Weinstube über Eiscafés bis hin zum Griechen im Ratskeller.

Abtrainieren lassen sich Pfunde in Frei- oder Schwimmbad, beim fanatischen Anfeuern der städtischen oder dörflichen Fußballclubs oder beim Segelfliegen. Selbst so kleine Ortsteile wie Laudenbach verfügen über einen Tennisclub, auch Rudern, Reiten oder Volleyballen sind in Karlstadt möglich. Der Sportlehrer des Gymnasiums gehörte sogar zum deutschen Zehnkampfteam und trainierte auf der Schulsportanlage einen echten deutschen Meister.

Warten auf die 26a

Verkehrstechnisch mausert sich Karlstadt Schritt für Schritt: Nach jahrelangem Kampf ist es tatsächlich gelungen, eine zweite, neue Brücke über den Main zu bauen, die jetzt schneller und ohne Innenstadtbesichtigung die Anfahrt in den Ortsteil Karlburg erlaubt. Nun wartet man nur noch darauf, dass irgendwann auch die B 26a Karlstadt zügigst mit der Autobahn verbindet, die freilich seit einem gefühlten Dutzend an Jahren kurz vor Arnstein stecken geblieben ist. Darüber hinaus liegt Karlstadt an der Bahnstrecke Würzburg-Aschaffenburg, was im Stundentakt die Reise in die große weite Welt ermöglicht. Bis in die unterfränkische Bezirkshauptstadt Würzburg sind es gut 20 Minuten, und da lässt sich dann auch all das kaufen, was es in Karlstadt nicht gibt, wobei die Stadt dem alltäglichen Bedarf in ausreichendem Maße entgegenkommt.

Karlstadt bietet alles, was das moderne Herz begehrt: Shopping, Kultur, Bildung, Verkehrsanbindung - aber das alles natürlich auch nur in den Dimensionen einer Kleinstadt. Auf jeden Fall lässt es sich hier gut aushalten.

Volker Tzschucke

Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.

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