Etwas abseits der den Landkreis Main-Spessart durchziehenden Bundesstraßen, im Sinn-Tal, liegt das Städtchen Rieneck. Im Schatten der gleichnamigen Burg bestimmt vor allem Forstwirtschaft und Tourismus die Wirtschaftsstruktur.
Den Schatten der Burg muss man dabei eher symbolisch verstehen, so groß ist das mittelalterliche Gemäuer schließlich nicht. Aber durchaus hübsch. Und sogar architektonisch relevant: Ihre Kapelle hat Kleeblattform, einzigartig auf dem europäischen Festland. Das berührt den durchschnittlichen Rienecker freilich nur peripher, spielt die Burg im städtischen Leben doch heute allenfalls eine nebengeordnete Rolle, da sie ihr Dasein inzwischen vor allem als zentrales Begegnungs- und Tagungszentrum einer Pfadfinder-Vereinigung fristet.
80 Prozent Wald
Dennoch kann sie als beispielhaft für das Rienecker Wirtschaftsleben gelten, spielt doch der Wander- und Biker-Tourismus eine herausgehobene Rolle: Da gibt es Hotels wie den Dürnhof und Pensionen mit wortspielerischen Namen wie "Sinn-Lichkeit". Hinzu kommt ausgeprägte Forstwirtschaft: 80 Prozent der Rienecker Stadtfläche sind waldbedeckt. Wer beruflich eher zur Produktion denn zur Dienstleistung neigt, dürfte sich dagegen auf ein Leben als Pendler - wahlweise nach Lohr, Karlstadt oder gar Würzburg - einstellen müssen.
Mit etwas über 2.000 Einwohnern ist Rieneck eher klein. Sie verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf die Hügel links und rechts der Sinn. Im älteren Teil Rienecks findet sich noch das eine oder andere wohlhergerichtete Fachwerkhaus, der jüngere Teil wird von Einfamilienhäusern dominiert. Hier versucht Rieneck auch durch Preisnachlässe beim Verkauf von Baugrundstücken (fünf Prozent für jedes Kind) sich zu erweitern.
Kinderprämie beim Grundstückskauf
Für den Nachwuchs existiert in Rieneck ein Kindergarten (vom katholisch geprägten St. Anna-Verein unterhalten) und eine Volksschule, weiterführende Schulen existieren im sechs Kilometer entfernten Gemünden am Main. Dort lassen sich in Discountern, Möbelhäusern und Baumärkten auch größere Einkäufe realisieren, Rieneck ist eher schlecht bestückt. Ähnliches gilt für die medizinische Versorgung: In der Stadt gibt es Zahnärzte und einen Allgemeinmediziner, wer mehr benötigt, muss mindestens bis Gemünden.
Immerhin ist aber die Verkehrsanbindung mit Zugverbindungen Richtung Fulda und via Gemünden auch nach Würzburg oder Aschaffenburg sowie mit regionalem Omnibusverkehr erträglich gestaltet.
Rieneck ist eine typische Kleinstadt mit all ihren Vor- und Nachteilen: Natur, Landschaft und Erholung stehen der Wahl nach einem belebteren Wohnort gegenüber.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.