Wohnen in
Schollbrunn

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So lebt es sich in Schollbrunn

Schollbrunn: Klein und eigenständig

Efeuumrankt oder holzverkleidet, Fachwerk mit Ziegel oder modernes Einfamilien-Haus: Die Bausubstanz in einer der kleinsten selbständigen Gemeinden Unterfrankens ermöglicht ganz unterschiedliche Wohnkonzepte. Nur hoch hinaus kommt man nicht, die meisten Gebäude kennen nur Erd- und Dachgeschoss.

Wer aufwärts steigen will, ist folglich auf die beiden Kirchtürme verwiesen: Eine evangelische und eine katholische Kirche nennt das Dorf sein eigen - recht ungewöhnlich, dass sich in einer unterfränkischen Gemeinde dieser Größe beide Konfessionen um die gerade einmal knapp 1.000 Seelen bemühen. Der Grund dafür ist ein Überbleibsel der Geschichte: Mit der Säkularisierung 1556 wurde ein Teil der Bewohner des einstigen Klosterdorfs evangelisch - das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken liegt heute bei etwa 1:2.

Multifunktionales Rathaus

Im Allgemeinen leben sie friedlich nebeneinander. Der Kindergarten liegt zwischen beiden Kirchen und wird von einem überkonfessionellen Kindergartenverein betrieben. Er hat sich im ehemaligen Schulhaus der Gemeinde angesiedelt: Seit 1975 lernen die Kinder des Ortes zunächst im benachbarten Hasloch, weiterführende Schulen sind erst in Marktheidenfeld oder - näher, aber mit Grenzüberwindung verbunden - im baden-württembergischen Wertheim zu finden.

Dorthin muss sich auch wenden, wer einkaufen will: Apotheken, Tankstellen, kleine Fachhändler oder Supermärkte gibt es erst in den Städten. Immerhin hält ein Haslocher Arzt mehrmals wöchentlich Sprechstunden im Schollbrunner Rathaus ab. Zeit und Raum gibt es dort dafür: Der Amtsschimmel wiehert nur noch einmal pro Woche im Gebäude. Die meisten Bürokratismen sind über die Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Kreuzwertheim (oder online) zu erledigen.

Ein halbes Fußballfeld Waldbesitz je Einwohner

Und einen weiteren Grund gibt es zur Fahrt in die Stadt: Arbeit. Denn wer nicht Feld- oder Forstarbeiter ist - 75 Prozent des Gemeindegebiets sind bewaldet, der dorfeigene Wald nimmt fast 300 Hektar ein - kann eigentlich nur noch Rentner oder Wirt werden, wenn er in Schollbrunn seinen Arbeitstag verbringen will.

Zu letzterem hat sich aber eine gar nicht unbedeutende Zahl entschlossen: Ehemalige Sägemühlen aus einer Zeit zu der Forstwirtschaft noch extensiv und Holzverarbeitung noch lukrativ war, sind inzwischen Gasthäuser: Zwieselmühle, Schleifmühle, Nickelsmühle und Schreckemühle warten auf Wandergruppen und machen nebenbei Hausmacherwurst. Daneben gibt es weitere Gasthöfe und Pensionen, so dass sich Schollbrunn Erholungsort nennt.

Schollbrunn ist ein kleines eigenständiges Dorf im südöstlichen Spessart: Im Ort wird eher gelebt als gearbeitet, weswegen sich hier Berufspendler wohl fühlen dürften - schließlich wäre man unter seinesgleichen.

Volker Tzschucke

Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.

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