Wer an der Haltstelle Nürnberg-Stein aussteigt, hat zunächst den Eindruck mitten in der Innenstadt zu stehen: Große, moderne Bürogebäude empfangen den Bahnreisenden. Wenige hundert Meter weiter zeigt sich das wahre Gesicht von Gebersdorf.
Wer bei der Telefongesellschaft O2 oder der Direktbank ING Diba anruft, landet mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit irgendwann bei einem Angestellten im Nürnberger Stadtteil Gebersdorf. Denn obwohl er am äußersten Rand Nürnbergs direkt an der Grenze zum Landkreis Fürth liegt, haben zahlreiche große Arbeitgeber hier ihre Nürnberger Niederlassung oder sogar ihren Hauptsitz. Grund dafür ist der Südwestpark. Das ist eine Bürostadt, die am Rande Gebersdorfs in den 1990er Jahren entstand.
Die Gebersdorfer ärgern sich zwar über Angestellte, die in den Wohngebieten auf Parkplatzsuche gehen, sie profitieren aber auch von der Nähe des Büroparks. Er hat nicht nur Arbeitsplätze direkt vor der Haustür gebracht, die 6.500 Beschäftigten haben auch zahlreiche Dienstleister in den Büropark gelockt. Eine Kinderkrippe, Frisöre, Ärzte, ein Tanz- und ein Fitnessstudio sowie zahlreiche Gastronomiebetriebe haben sich hier niedergelassen. Ein Einkaufszentrum beherbergt alle Geschäfte, um die tägliche Grundversorgung sicherzustellen, von der Bank über den Supermarkt bis zum Ökobäcker. Im Viertel selbst finden sich weitere Läden.
Bahnhof mit wachsender Bedeutung
Auch der auf der Grenze zum Stadtteil Röthenbach gelegenen Bahnhof Nürnberg-Stein (Südwestpark) hat seitdem neue Bedeutung erlangt. In der Hauptverkehrszeit fährt die Regionalbahn jetzt halbstündlich zum Hauptbahnhof und nach Ansbach. Die Buslinie 69 verbindet den Stadtteil mit dem Einkaufszentrum in Nürnberg-Röthenbach und damit mit der U-Bahnlinie 2. Und wer in die Innenstadt will, kann diese seit 2008 auch über eine Busanbindung an die neue U-Bahnlinie 3 in rund 20 Minuten erreichen. 2014 soll die neue U3 dann sogar bis Gebersdorf fahren und die Regionalbahn zur S-Bahn aufgewertet werden.
Fluch und Segen gleichermaßen ist die Nähe zur Südwesttangente, der Autobahnumgehung. Für die Bewohner direkt am Main-Donau-Kanal ist sie vor allem Lärmbelästigung, denn die Straße verläuft direkt auf der anderen Seite des Kanals. Für den Rest bedeutet er vor allem eine gute Verkehrsanbindung. Nur touristischen Zwecken dient dagegen die Schiffsanlegestelle am Kanal.
Einfamilienhäuser und Kindergärten
Geprägt wird der Stadtteil durch Einfamilienhaussiedlungen, die dort seit dem zweiten Weltkrieg entstanden sind. Kein Wunder also, dass hier viele junge Familien leben. Für sie stehen neben der Kinderkrippe im Südwestpark mehrere weitere Einrichtungen zur Verfügung, die zusammen das gesamte Spektrum an Betreuungsdienstleistungen anbieten: Von der Kinderkrippe für unter 3-Jährige über zwei Kindergärten bis zum Hort für Schulkinder, der direkt in der Gebersdorfer Grundschule eingerichtet ist.
Direkt bei Gebersdorf beginnt das Naturschutzgebiet Hainberg. Der ehemalige amerikanische Truppenübungsplatz ist heute die größte Sandwildnis Nordbayerns und beherbergt zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere.
In Gebersdorf ist vieles in Bewegung. Der Stadtteil ist weniger dörflich als andere Viertel am Stadtrand Nürnbergs. Nach wie vor wird der Stadtteil jedoch von Einfamilienhäusern geprägt, in denen oft Familien oder ältere Menschen wohnen. Die Nachbarschaft des Naturschutzgebietes sorgt dafür, dass die Gebersdorfer auch in Zukunft Wildnis vor der Haustüre haben.
Tilman Weigel
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.