Das im Nordosten Dortmunds gelegene Scharnhorst hat zwei Gesichter, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Während der ältere westliche Teil sich nach und nach aus mehreren Zechensiedlungen entwickelt hat, wurden die Plattenbauten des östlichen Teils in den 1960er Jahren hochgezogen.
"Scharnhorst" ist der Name eines historischen Stadtteils, den es offiziell nicht mehr gibt. Doch auch heute noch werden die beiden Stadtteile Alt-Scharnhorst und Scharnhorst-Ost (Neu-Scharnhorst) umgangssprachlich von vielen Dortmundern einfach als "Scharnhorst" gezeichnet. Sie bilden ein geschlossenes Siedlungsgebiet zu beiden Seiten der Flughafenstraße und gehören zum Stadtbezirk Scharnhorst.
Im Norden bis Osten der Siedlung erstreckt sich eine ausgedehnte Feldlandschaft, die stellenweise von kleineren Waldgebieten durchsetzt ist. Im Süden verlaufen die Gleise der Bahnstrecke Dortmund-Hamm, im Westen die B236 und die Gleise der Bahnstrecke Dortmund-Enschede. In beiden Stadtteilen gibt es insgesamt vier Haltestellen der Linie U 42 sowie mit Dortmund-Scharnhorst südlich und Dortmund-Kirchderne westlich der Siedlung zwei Regionalbahnhöfe. Zusätzlich fahren zahlreiche Buslinien, u. a. drei Nachtbusse, hierher.
Alt-Scharnhorst
Der Stadtteil Alt-Scharnhorst ist nicht wirklich alt, sondern hat sich über mehrere Jahrzehnte aus einigen Bergarbeitersiedlungen der Zeche Scharnhorst entwickelt. Ein weiteres Wohngebiet, die so genannte MSA-Siedlung mit knapp 1.100 Wohneinheiten, wurde in den 1950er Jahre mit Mitteln des Marshallplans errichtet. Die Bebauung ist entsprechend durchmischt und setzt sich aus kleineren Wohneinheiten zusammen, die entweder aus Ein- und kleineren Mehrfamilienhäusern oder aus Reihenhäusern bestehen und durch zahlreiche Grünflächen aufgelockert sind. Heute hat Alt-Scharnhorst knapp 8.400 Einwohner.
Scharnhorst-Ost
Ab Mitte der 1960er Jahre wurde östlich der Flughafenstraße die Großsiedlung Scharnhorst-Ost (Neu-Scharnhorst) hochgezogen, die fast ausschließlich aus Plattenbauten besteht. Schwerwiegende infrastrukturelle und soziale Mängel führten dazu, dass die Siedlung von 1994 bis 2006 durch Programm "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf" des Landes NRW gefördert wurde. In diesem Zusammenhang wurde das Schul- und das Einkaufszentrum Scharnhorst (EKS) umgestaltet, Grünflächen erneuert und neu angelegt, Wohnungen saniert und frisch angestrichen usw. Im Osten von Scharnhorst-Ost wurden Eigentumswohnungen gebaut, die aus gemauerten Ton-Hohl-Ziegelbauten bestehen. Heute leben hier rund 12.500 Menschen, der Ausländeranteil liegt mit 14,5 % etwa im Dortmunder Durchschnitt.
Um die Kindertagesbetreuung kümmern sich insgesamt neun Kindertageseinrichtungen in Scharnhorst-Ost. Fußläufig sind drei Grundschulen, eine Hauptschule, eine Förderschule, eine Realschule und eine Gesamtschule im Stadtteil. Ein Gymnasium muss in einen der benachbarten Stadtteile besucht werden.
Die beiden Scharnhorsts sind nicht für jeden Geschmack etwas, doch während in Alt-Scharnhorst wenigstens einige ansprechende Wohnstraßen zu finden sind, dürfte das in Scharnhorst-Ost schwerer fallen. Es bleibt zu hoffen, dass die Erneuerungsmaßnahmen Wirkung zeigen.
Christian Gröning
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.