Der Stadtteil im Südosten Gelsenkirchens trägt einen großen Namen und ein graues Erbe. Die Stilllegung der Zechen traf Bismarck hart: Der Bergbau hinterließ tausende Arbeitslose und 25 Hektar industrielle Brache. Frischer Wind weht seit dem Umbau des Ruhr-Zoos durch den Stadtteil - über eine Million Menschen besuchen nun jährlich Bismarck und die Zoom Erlebniswelt.
Doch einladend sehen die meisten Wohnhäuser entlang der Bismarckstraße und rund um die Zechengelände nicht aus. Dabei ist die gründerzeitliche Bausubstanz eigentlich reizvoll. Moderner sind da die Reihenhäuser an der Bramkampstraße: Dort steht die erste Solarsiedlung des Ruhrgebiets. Zukünftig soll das neue Stadtquartier Graf Bismarck auf neun Hektar Platz für 700 Häuser und Wohnungen bieten. Viel Raum für Familien, denn Bismarck ist ein junger Stadtteil: 20 Prozent der Einwohner sind unter 21 Jahren. Die soziale Struktur gilt allerdings in vielen Gebieten als schwierig, zudem sollte man bei nächtlichen Spaziergängen die Bickernstraße meiden, denn die wird nach Einbruch der Dunkelheit zum Straßenstrich.
Gesamtschule setzt Zeichen für Veränderung
Über eine eigene Ausfahrt ist Bismarck an die A 42 angebunden. Am Zoo hält die Straßenbahn 301 und eine Regionalbahn, die Bismarck mit Dorsten, Herne und Dortmund verbindet. Die Bismarckstraße zieht sich als Hauptader und Einkaufstraße durch den Stadtteil: Etwa 70 hauptsächlich inhabergeführte, kleine Geschäfte prägen den Einzelhandel. Mit dem Bürgerplatz hat Bismarck zwar einen wirklich schönen Marktplatz, dennoch sind donnerstags maximal drei Händler und 50 Besucher dort anzutreffen.
Es gibt drei Grundschulen und eine Realschule in Bismarck, einen besonders guten Ruf aber hat die Evangelische Gesamtschule - mit ihrer multikulturellen und ökologischen Ausrichtung ist sie ein zentraler Baustein der Stadtteilerneuerung. Auch das Bergwerksgelände Consolidation steht seit 1995 auf der Liste des Programms: Hier ist in den letzten Jahren eine neue Mitte des Stadtteils geschaffen worden.
Kultur auf Consol
In den alten Industrieanlagen ist so dank der Fördermittel ein kulturelles Zentrum entstanden. Im Consol-Theater sind vor allem Kinder- und Jugendtheateraufführungen zu sehen, daneben liegt das Musikprobenzentrum mit 40 Räumen für Nachwuchsbands. In beiden Maschinenhäusern wurde zudem eine Geschichts- und Kulturwerkstatt sowie eine Sammlung des Bergbaukünstlers Werner Thiel eröffnet.
Zur Kulturstätte vor allem für klassische Konzerte hat sich die Bleckkirche entwickelt. Gleich nebenan befindet sich der Eingang zur Zoom Erlebniswelt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, doch sollte man genügend Zeit mitbringen, um wirklich alle Tiere in ihrer naturnahen Umgebung zu entdecken.
Kulinarisch weit vorn ist das Star Chief Diner an der Grimbergstraße und auch am Grimberger Hof lässt es sich besonders im Sommer gut essen und sitzen, während es für die Kinder im Streichelzoo jede Menge zu bestaunen gibt. Feinschmeckern empfiehlt sich das neu eröffnete Restaurant Zum Bürgerplatz.
Bismarck gehört nicht zu den schönsten Stadtteilen Gelsenkirchens, aber in sicherer Entfernung von der Bismarckstraße finden sich einige überraschend schöne Ecken. Und wenn's zum Wohnen nicht reicht: Das kulturelle Angebot ist in jedem Fall einen Besuch wert.
Kathrin Hugenschütt
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.