Im Südosten Leipzigs liegt die Gemeinde Meusdorf mit ihrer idyllisch gelegenen, aber gleichförmigen Siedlungsanlage. Berühmtheit erlangte das Örtchen wegen seines ehemaligen Haftkrankenhauses. Hier saßen Bombenattentäter ein und es verstarben ehemalige DDR-Spione unter mysteriösen Umständen.
Die Gemeinde Meusdorf besteht aus dem alten Vorwerk, einer ehemaligen Schäferei, und der Siedlung, die ursprünglich für Erwerbslose errichtet wurde. Die Prager Straße verbindet den Stadtteil mit dem Zentrum im Norden und der A 38 im Süden. Die Linie 15 schließt Meusdorf an das lokale Schienennetz an.
Von einer einsamen Schäferei zur Siedlung
Meusdorf ist kein natürlich gewachsener Ort. Belebter Kern des Stadtteils ist die zwischen 1934 und 1937 entstandene typische Stadtrandsiedlung. In den 1920er und 1930er Jahren plante man Erwerbslose anzusiedeln. Sie sollte im ruhigen, ländlichen Milieu mit Garten am Haus und Kleintierzucht zentrumsnah leben - ein Flair, das heute weitestgehend durch die moderne Eigenheimidylle verdrängt wurde.
Neben der Einfamilienhaussiedlung entstanden 1937 auch so genannte Volkswohnungen mit mehreren Stockwerken, die den zentralen Platz des Ortes umrahmen und der heute von den Einwohnern "Markt" genannt wird. Dort kauft man Waren für den täglichen Bedarf und findet verschiedene Dienstleister.
Das älteste Gebäude im Örtchen ist das rund 750 Jahre alte und idyllisch anmutende Vorwerk alte Schäferei, das sich wie andere alte Gebäude Meusdorfs in einem beklagenswerten Zustand befindet.
Die besten Tage sind vorbei
Anfang des letzten Jahrhunderts war Meusdorf mit seinen Parks und den Gedenkstätten zur Völkerschlacht ein beliebtes Ausflugsziel. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Mangelbewirtschaftung in der DDR ist die touristische Nutzung der Umgebung jedoch eingeschlafen.
Anwohner und Erholungssuchende finden trotzdem in und um Meusdorf immer noch die Gelegenheit abseits des Großstadtgetriebes Natur und Geschichte am Rande Leipzigs zu genießen. Beliebte Ausflugsziele waren und sind neben dem Park Meusdorf und seinem mittlerweile verfallenem Musikpavillon, die alte Schenke, die heute als Pflegeheim genutzt wird, oder Gedenkstätten an die Völkerschlacht, wie das Schwarzenbergdenkmal oder der Monarchenhügel. Und wem das noch nicht genug ist, der erreicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchs Grüne das Völkerschlachtdenkmal im Südosten von Leipzig.
Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch das ehemalige Haftkrankenhaus, in dem auch viele DDR-Kritiker untergebracht waren. Nach Berichten des Leipziger Lokalradios Mephisto 97.6 soll dort bald wieder ein Krankenhaus für Häftlinge aus ganz Sachsen entstehen.
Meusdorf verfügt über gute Verkehrsanbindungen und ein weitestgehend grünes und ruhiges Umland. Leider mangelt es dem Ort an einer gewachsenen Siedlungsstruktur und kulturellen Angeboten, die man aber leicht in benachbarten Stadtteilen finden wird.
Alexander Datz
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.