Seehausen im Nordosten von Leipzig ist ein Musterbeispiel für die Kluft zwischen den ehrgeizigen Zielen der Leipziger Stadtplaner und der Realität im Leipziger Umland. Eine perfekte Infrastruktur und ein florierendes Messewesen treffen hier auf Autolärm und eine Landschaft ohne Charme.
Die Gemeinde Seehausen besteht aus dem ursprünglichen Dorf, kleineren Dörfchen und dem großen Messegelände mit angrenzenden Gewerbegebieten. Für eine sehr gute regionale und überregionale Verkehrsanbindung sorgt die A 14 mit ihren zwei neuen Abfahrten Leipzig-Mitte und Leipzig-Messegelände. Von hieraus gelangt man zur A 9 und dem Flughafen Leipzig-Halle mit dem Auto in zehn Minuten. Ebenso schnell kann der ICE-Bahnhof auf der Strecke Berlin-München erreicht werden. Die Verbindung zur Leipziger Innenstadt stellt die nordöstlich von Seehausen verlaufende B 2 her, aber auch die Tram-Linien 16 und 21. Ins Umland gelangt man über die Buslinie 176.
Aufschwung mit Kehrseite
Seehausen ist keine gewöhnliche Umlandgemeinde. Hier steht die Neue Messe und wenig später errichteten BMW und Porsche ihre Leipziger Werke. In den 1990er Jahren boomte daher schließlich der Wohnungsbau. Es entstanden die Neubaugebiete Wohnpark Seehausen und An der alten Mühle u. a. mit Reihen-, Einfamilien- und Mietshäusern. Sie erweiterten die bestehende dörfliche Struktur. Heute stehen allerdings viele Gebäude wegen der zu optimistischen Planung leer.
Von der Lage am Rande des Ballungszentrums im Nordosten von Leipzig profitierte der Ort schon im 19. und 20. Jahrhundert. In dieser Zeit löste städtische Architektur die traditionellen landwirtschaftlichen Bauten allmählich ab. Neben einem backsteingotischen Schulgebäude und einer neubarocken Villa legte man auch Kleinhaussiedlungen an. Letztere errichtete man für die Junkers Werke AG in der Nähe der heutigen Messe. Das älteste Gebäude im Ort ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende romanische Kirche.
Ein "Olympiadorf" mit Lärmschutz
Für die Olympiabewerbung Leipzigs war Seehausen dank der hervorragenden Verkehrsverhältnisse auch längere Zeit als Olympiadorf im Gespräch. Ganz im Sinne der Idee von den "Spielen der kurzen Wege" sollten hier die Sportler untergebracht werden. Ein ungewöhnlicher Ort! Die A 14 verläuft direkt vor der Haustür und trotz Schallschutzwällen belästigen die Autokolonnen immer noch die Anwohner mit Lärm, Staub und Abgasen. Fehlende Baumbestände und weitläufige, reizlose Ackerflächen setzen den anfallenden Geräuschen leider nichts entgegen.
Seehausen bringt hinsichtlich der Verkehrsverhältnisse und der Neubaugebiete viele Vorteile mit sich. Die eher reizlose Landschaft und die nahe Autobahn können aber zu einer echten Belastung werden.
Alexander Datz
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.