Vom Hauptbahnhof geht es wenige Schritte hinab, sogleich eröffnet sich mit Weimars Altstadt eines der kulturreichsten Stadtzentren Deutschlands. Goethe, Schiller, Herder und Liszt scheinen hier noch gegenwärtig: Straßen, Plätze und Häuser tragen ihre Namen und führen auch den Weimarer immer wieder in 18. und 19. Jahrhundert, in die Zeit der sog. "Weimarer Klassik" zurück.
Später, Anfang des 20. Jahrhunderts, eroberten die Bauhauskünstler die Stadt. Die Zeit der NS-Diktatur, wird durch das Gauforum an der Carl-August-Allee und beim Blick auf das Konzentrationslager Buchenwald deutlich.
Die Altstadt ist übersichtlich und beschaulich. Kurze Wege auf meist gepflasterten Straßen ermutigen auch den Altstadtbewohner zum Flanieren an den nah beieinanderliegenden Kulturstätten vorbei. 1990 wurde ein umfangreiches Aufbau- und Förderprogramm begonnen, der Glanz gut bürgerlicher Zeiten lebt heute in schmuck restaurierten, drei- bis vierstöckigen Häusern weiter. In der Altstadt wohnen etwa 3.600 Menschen, die meisten davon arbeiten für den Tourismus und im Dienstleistungsgewerbe. Große Firmen sucht man in Weimar vergebens. Dass die Stadt Provinz ist, lässt sich schnell vergessen, die jährlich ca. fünf Millionen Tagestouristen bringen dem Weimarer die Welt (und auch Geld) in sein Kleinstadtidyll.
Lebendig: Bildung und Kultur
Neben der Universitätsstadt Jena ist in Weimars Zentrum mit den Gebäuden der Bauhaus-Universität, der Musikhochschule Franz Liszt, dem Musikgymnasium und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek die Bildungstradition nach wie vor lebendig. Jeder zehnte Weimarer ist Student. Viele der Architekturstudenten lassen sich später in der Stadt nieder, es leben viele Kunst- und Kulturschaffende in der Stadt. Besonders die große Zahl an Architekturbüros fällt auf.
Zeitgenössische Kunst findet sich im Neuen Museum und im ACC (Autonomes Cultur Centrum) wieder. Als Bürger Weimars genießt man auch die Musik: z.B. mit den Konzerten im congress centrum.
Verkehr
ICEs aus Frankfurt und Leipzig, aus Berlin und Dresden halten neben Regionalbahnen aus Göttingen und Chemnitz am Weimarer Hauptbahnhof. Über die A4 gelangt man westlich, über die A71 südlich nach Weimar. Die B7 aus Richtung Erfurt führt in Weimars östliche Altstadt und dann nach Jena. Vom Norden erreicht man das Zentrum auf der B85 und verlässt dieses südlich nach Bad Berka. Trotz Durchgangsverkehr bleibt das Zentrum grün: Der Ilmpark im Osten, benannt nach dem Fluss Ilm, in dessen Tal die Altstadt liegt, bietet Erholung für Erwachsene und Spielmöglichkeiten für Kinder. Die Sportanlagen ergänzen das Angebot.
Die Innenstadt gehört den Fußgängern und ist für den Verkehr gesperrt. Parkplätze vor den Wohnhäusern sind knapp. Abgestellt werden kann der PKW in vier Tiefgaragen und einem Parkhaus. Eine Straßenbahn gibt es nicht, dafür übernehmen neun Stadtbuslinien den Personennahverkehr. Der nächstgelegene Flughafen ist Erfurt-Bindersleben, etwa 30 km entfernt.
Einkaufs- und Marktstadt
Der Großeinkauf wird im Einkaufszentrum Weimarer Atrium (umgestaltete Kongresshalle des ehemaligen Gauforums) erledigt. In der Schillerstraße lässt sich in kleineren Läden stöbern. Auf dem Marktplatz mit neogotischem Rathaus ist täglich Markt, außer Sonntag. Neben der Thüringer Rostbratwurst locken die Händler hier je nach Saison zum Kauf von Spargel und Kartoffeln aus der Region, vor allem aus dem Thüringer Becken.
Der Marktplatz ist auch Ort des Zwiebelmarktes, dem größten Weimarer Volksfest, das alljährlich im Oktober stattfindet. In einer typischen Weimarer Küche hängt auf jeden Fall ein bunter Zwiebelzopf, der jedes Jahr im Herbst durch einen frischen ersetzt wird.
Schon Goethe meinte: Wählen sie Weimar zu ihrem Wohnort, wo finden sie auf einem so engem Fleck so viel Gutes! Wer in Weimar wohnt, weiß Kunst und Kultur zu schätzen, stört sich nicht an Touristen, sondern kann sich beim Gang zur Arbeit immer wieder an den positiven Seiten der Vergangenheit erfreuen.
Andrea Peter
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.