Mal wieder Krise
01. März 2016 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian
Die Dauerkrise ist wieder einmal an einem weiteren Höhepunkt angelangt. Also nichts Neues.
Es ist weder eine Überraschung noch eine wirkliche Neuigkeit. Am Rande sollte man aber doch zur Kenntnis nehmen, dass die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte einmal mehr alle Anzeichen einer Krise zeigen. Die Erholung der Wirtschaft in den USA lässt auf sich warten, in China schwächt sich das Wachstum deutlich ab und in Europa und Japan ist wie immer keine Besserung in Sicht. Dazu passt, dass seit Jahresbeginn die Kurse an den Aktienmärkten weltweit zurückgegangen sind. Entsprechend ist der Goldpreis in den letzten zwei Monaten seit Jahresbeginn um über 16 Prozent gestiegen. Für viele Analysten sind steigende Goldpreise bereits ein Krisenindikator: Wenn die Unsicherheiten auf den Aktienmärkten zu groß werden, flüchten viele Anleger in das (vermeintlich) sichere Gold.
In den letzten zwei Wochen sind die Zinsen nahezu unverändert geblieben. Für fünfjährige Zinsbindungen sanken die Zinsen von 0,99 Prozent auf 0,95 Prozent. Für 10‑jährige Kredite wurden im Durchschnitt nunmehr 1,25 statt zuvor 1,27 angeboten. Kredite mit fünfzehnjährigen Laufzeiten sind mit Zinsen von durchschnittlich 1,60 statt zuvor 1,64 Prozent weiterhin auf einem sehr niedrigem Niveau.
Die ökonomische Theorie besagt, dass in Krisenzeiten die Zinsen normalerweise steigen müssen, da Banken und andere Kreditgeber eine höhere Risikoprämie in Form höherer Zinsen fordern. Aber in den weltweiten Zinsmärkten ist schon lange nichts mehr so, wie es die Theorie als normal beschreibt. Es ist vielmehr damit zu rechnen, dass die Zentralbanken der Industriestaaten alles daran setzen, die Zinsen niedrig zu halten. Und die Erfahrung der Vergangenheit spricht dafür, dass es ihnen auch gelingen wird.