So klappt der Im­mo­bi­li­en­kauf jetzt trotz­dem

Steigende Zinsen, steigende Preise – ist die Marktlage gerade wirklich so düster, wie sie scheint? Aus der veränderten Marktsituation ergeben sich auch Chancen. So kannst du die geänderte Situation zu deinem Vorteil nutzen.

Alles hat zwei Seiten. Das klingt erstmal nach einem Kalenderspruch, aber es liegt auch Wahrheit darin. Auch im Immobilienmarkt. Viele Käufer:innen haben in den vergangenen Wochen und Monaten beobachten müssen, wie die Kaufpreise immer weiter stiegen. Dazu kamen dann auch noch steigende Zinsen und somit höhere Finanzierungskosten.

Aber: Historisch betrachtet sind die Bauzinsen immer noch niedrig. Auch sind massive Veränderungen wie der erste Zinsschritt der Europäischen Zentralbank bei den Leitzinsen in die Kredite für Wohneigentum längst eingepreist. Vor allem die Mischung aus steigenden Preisen und wachsenden Zinsen macht vielen Immobilienkäufer:innen derzeit schwer zu schaffen. Man kann aber schon erkennen, dass die Preissteigerungen nicht mehr so weitergehen werden wie in der Vergangenheit.

Belege dafür finden sich im aktuellen ImmoScout24 WohnBarometer für das zweite Quartal 2022. Zwar sind die Preise auch im Vergleich zum ersten Quartal weiter gestiegen, allerdings mit einer deutlich abgeschwächten, fast halbierten Dynamik. Bestandseigentumswohnungen entwickelten sich nur noch um zwei Prozent (Vorquartal: +5,1 Prozent). Bei Häusern im Bestand ging es noch um 2,4 Prozent aufwärts (Vorquartal: +4,6 Prozent).

Preise verändern sich aus zweierlei Gründen: Die Nachfrage hat sich merklich reduziert, und zwar im Quartalsvergleich um mehr als ein Drittel! Rund 36 Prozent weniger Interessent:innen konnte ImmoScout24 im zweiten Quartal feststellen. Entsprechend erhöhte sich das Angebot und auch die Verweildauer von Anzeigen auf unserem Immobilienportal. Etwa 46 Prozent mehr Wohnungen und Häuser waren infolge der rückläufigen Nachfrage und des gestiegenen Angebots im Erhebungszeitraum auf dem Portal abrufbar.

Die schnelle Reaktion des Immobilienmarktes verblüfft sogar die Expert:innen, denn Angebot und Nachfrage pendeln sich erstaunlich schnell neu ein. In den Metropolen vermeldet das WohnBarometer sogar Preisabschläge bei den Angeboten von bis zu 6,6 Prozent. Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24 zieht die Schlussfolgerung:

Anbietende haben es aktuell deutlich schwerer, Käufer:innen für ihre Immobilienangebote zu finden. Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau.

Für dich als Käufer:in auf der Suche nach einer Immobilie ergeben sich daraus sehr große Chancen, schneller die Traumimmobilie zu finden als noch im letzten Jahr. Nutze die Gunst der Stunde, um:

• mehr Angebote denn je zu sondieren und schneller ein Objekt zu finden;
• die eigenen Wohnwünsche wieder besser zu erfüllen als auf einem komplett leer gefegten Markt;
• angesichts der verhaltenen Nachfrage wieder besser mit Eigentümer:innen über den Kaufpreis zu verhandeln.

Allerdings – das sollte nicht verschwiegen werden – benötigst du dafür ein gutes finanzielles Polster. Es gilt weiterhin die Regel: je mehr Eigenkapital, desto besser. Das reduziert die zu finanzierende Summe, führt zu günstigeren Krediten und ermöglicht dir mehr finanziellen Spielraum, falls in der Spanne zwischen Kreditzusage und tatsächlichem Kauf mehr Zeit vergeht als gedacht. Im Immobilienbereich ist Zeit jetzt wirklich Geld.