Hast du schon mal von „EURIBOR“ oder „Referenzzinssatz“ gehört? Diese Begriffe bestimmen, wie viel du bei einem variablen Darlehen monatlich zahlst. Klingt kompliziert? Keine Sorge! In diesem Ratgeber wird dir ausführlich erklärt, was ein Referenzzinssatz ist, wie er sich auf deinen Kredit auswirkt und warum Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) so wichtig sind.
Der Referenzzinssatz, wie der EURIBOR, ist die Grundlage für die Berechnung der Zinssätze bei variabel verzinslichen Darlehen.
Änderungen des Referenzzinssatzes hängen maßgeblich von den geldpolitischen Entscheidungen der EZB und den Marktentwicklungen ab.
Für Kreditnehmer:innen bedeutet ein steigender Referenzzinssatz höhere Kosten, während ein sinkender Zins die monatlichen Belastungen reduzieren kann.
Ein Referenzzinssatz ist eine Art Richtwert für die Berechnung von Zinsen, die du für Kredite zahlen musst. Er ist besonders wichtig, wenn du ein Darlehen mit variablen Zinsen hast, das an den EURIBOR gekoppelt ist. EURIBOR steht für „Euro Interbank Offered Rate“ und gibt an, zu welchen Konditionen sich europäische Banken gegenseitig Geld leihen. Das Besondere am Referenzzinssatz ist, dass er sich regelmäßig ändert. Das bedeutet: Wenn der Referenzzinssatz steigt, steigen auch die Zinsen für deinen Kredit – und umgekehrt.
Ohne einen einheitlichen Referenzwert müsste jede Bank ihre eigenen Zinssätze festlegen. Das könnte zu großen Unterschieden und wenig Transparenz führen. Der Referenzzinssatz sorgt also für Vergleichbarkeit und Fairness.
Der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) ist ein Referenzzinssatz, der die Grundlage für viele Finanzprodukte in Europa bildet. Er zeigt an, zu welchem Zinssatz sich Banken innerhalb der Eurozone gegenseitig Geld leihen. Der EURIBOR spielt eine entscheidende Rolle bei Krediten mit variablen Zinsen, da er maßgeblich bestimmt, wie hoch die Zinsen für Kreditnehmer:innen ausfallen. Für Verbraucher:innen beeinflusst der EURIBOR die Kosten vieler Finanzprodukte:
- Kredite mit variablen Zinsen: Wenn dein Darlehen an den EURIBOR gekoppelt ist, ändern sich die Zinsen mit den Schwankungen des Referenzwerts.
- Sparkonten oder Anleihen: Auch hier kann der EURIBOR als Basis dienen, um Renditen zu bestimmen.
Die Berechnung des EURIBOR erfolgt durch einen Durchschnitt:
- Täglich melden mehrere große Banken, zu welchem Zinssatz sie bereit wären, anderen Banken Geld zu leihen.
- Die extrem hohen und extrem niedrigen Werte werden herausgefiltert.
- Aus den verbleibenden Werten wird der Durchschnitt gebildet – das ist der EURIBOR.
Es gibt den EURIBOR für verschiedene Laufzeiten, zum Beispiel für einen Tag, eine Woche, drei Monate oder sechs Monate. Für Kredite ist meist der drei- oder sechsmonatige EURIBOR relevant.
Der EZB-Leitzins wird von der Europäischen Zentralbank festgelegt und dient als Orientierung für kurzfristige Kredite an Banken. Der EURIBOR dagegen ist ein Marktzinssatz, der durch Angebot und Nachfrage am Interbankenmarkt bestimmt wird.
Der Referenzzinssatz variiert je nach Laufzeit. Zum Beispiel gibt es den EURIBOR für einen Tag, eine Woche oder bis zu zwölf Monate. Die genauen Werte findest du tagesaktuell auf Finanzplattformen oder der offiziellen EURIBOR-Website. Die Höhe des Referenzzinses spiegelt die allgemeine Zinsentwicklung und die Erwartungen der Marktteilnehmer wider. Wichtig sind auch die die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank, die mit ihrer Geldpolitik die Richtung vorgibt.
Wenn du einen Kredit mit variablen Zinsen hast, solltest du in deinem Vertrag nachsehen, an welchen EURIBOR dein Darlehen gekoppelt ist. Üblich sind der drei- oder sechsmonatige EURIBOR. Derzeit (Stand Januar 2025) liegt der dreimonatige EURIBOR bei etwa 3,30 Prozent und der sechsmonatige EURIBOR bei 3,50 Prozent. Der EURIBOR gilt für den gesamten Euroraum, also auch für Deutschland. Die Werte sind überall in Europa gleich, weil alle Banken im Euroraum den gleichen Referenzwert verwenden.
Prognosen zur Entwicklung des Referenzzinses hängen von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Sollte die EZB die Leitzinsen senken, um die Konjunktur zu stützen, wird sich dies auch auf den Referenzzins auswirken. Wenn du genau wissen möchtest, wie sich der Referenzzinssatz verändert solltest du die Sitzungen der EZB im Blick behalten – oft werden hier zukunftsweisende Entscheidungen angekündigt. Diese Sitzungen finden meist alle sechs Wochen statt.
Der Referenzzinssatz beeinflusst direkt die Höhe der Zinsen bei variablen Darlehen. Wenn dein Darlehen an den dreimonatigen EURIBOR gekoppelt ist und dieser steigt, erhöht sich auch dein effektiver Zinssatz. Für dich bedeutet das höhere monatliche Kosten. Die genaue Anpassung wird in deinem Kreditvertrag geregelt. Eine Möglichkeit, dich vor steigenden Zinsen zu schützen, sind Zins-Caps, die eine Obergrenze für den Zinssatz festlegen.
Nein, der Referenzzinssatz ist vertraglich festgelegt. Du kannst aber prüfen, ob eine Umschuldung zu einem Festzinsdarlehen sinnvoll ist, wenn dir die Zinsentwicklung Sorgen bereitet.
Ein Zins-Cap ist eine vertraglich vereinbarte Obergrenze für den Zinssatz bei variabel verzinslichen Krediten. Er schützt Kreditnehmer:innen davor, dass ihre Zinsen über eine bestimmte Grenze hinaus steigen – selbst wenn der zugrunde liegende Referenzzinssatz, wie der EURIBOR, deutlich anzieht. Überschreitet der Referenzzinssatz also die vereinbarte Obergrenze (den „Cap“), wird der Zins „gedeckelt“. Das bedeutet, dass die Zinsen nicht weiter steigen, selbst wenn der Marktzinssatz höher liegt.
Beispiel:
- Dein Kredit hat einen variablen Zinssatz von „EURIBOR + ein Prozent“ und einen Zins-Cap von fünf Prozent.
- Wenn der Marktzins (z. B. EURIBOR + Aufschlag) bei vier Prozent liegt und dein Zins-Cap bei fünf Prozent, zahlst du nur die vier Prozent.
- Ein Zins-Cap bedeutet, dass deine Zinsen nicht höher als fünf Prozent steigen können. Solange der Marktzins unter der Grenze von fünf Prozent bleibt, zahlst du den niedrigeren Wert – also den tatsächlichen Marktzins. Der Zins-Cap greift nur, wenn der Marktzins über fünf Prozent steigt.
- Wenn der EURIBOR jedoch auf sechs Prozent steigt, bleibt dein Zinssatz trotzdem bei der Obergrenze von fünf Prozent.
Vorteile von Zins-Caps:
- Schutz vor steigenden Zinsen: Du hast Planungssicherheit, da deine Zinsen nicht unkontrolliert steigen können.
- Flexibilität: Im Gegensatz zu einem Festzinsdarlehen profitierst du trotzdem von sinkenden Zinsen.
- Kalkulierbare Kosten: Du weißt im Voraus, wie hoch deine maximale Belastung sein wird.
Zins-Caps sind in der Regel mit Zusatzkosten verbunden. Die Bank berechnet dafür eine sogenannte „Cap-Prämie“. Diese Einmalzahlung oder laufende Gebühr kann die Gesamtkosten des Kredits erhöhen.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Referenzzinssatz
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Was ist ein Referenzzinssatz?
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Ein Referenzzinssatz ist ein Richtwert, der vorgibt, wie hoch die Zinsen für Kredite oder andere Finanzprodukte sein können. In Europa ist der EURIBOR einer der bekanntesten Referenzzinssätze.
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Warum beeinflusst der Referenzzinssatz meinen Kredit?
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Bei variabel verzinsten Krediten wird dein Zinssatz direkt an den Referenzzinssatz gekoppelt. Steigt dieser, zahlst du höhere Zinsen; sinkt er, werden deine Kreditkosten günstiger.
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Kann ich den Referenzzinssatz selbst beeinflussen?
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Nein, der Referenzzinssatz wird von Marktbedingungen und der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmt. Du kannst aber über deinen Kreditvertrag entscheiden, ob dein Darlehen einen festen oder variablen Zinssatz hat.
Als Immobilienexpertin und Redakteurin bei ImmoScout24 informiert dich Oranus Mahmoodi über alle Themen rund ums Mieten und Kaufen. Oranus ist studierte Journalistin und Soziologin. Sie beobachtet die Immobilienwirtschaft seit Jahren. Ihre Expertise als Wirtschafts- und Finanzjournalistin hat sie bei Financial Times Deutschland gewonnen, wo sie über viele Jahre gearbeitet hat. Als Autorin für Nachrichtenagenturen und diverse Wirtschaftstitel hat sie sich intensiv mit allen Seiten der Immobilienwirtschaft beschäftigt. Ihr Credo ist es, komplexe Themen für dich unterhaltsam und verständlich aufzubereiten.
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„Der Referenzzinssatz ist ein zentrales Element für die Kreditkosten“