Kaum ist man da, schon ist man durch - so ist das eben mit Toren. Und da sich der Chemnitzer Stadtteil Erfenschlag das Tor zum Zwönitztal nennt, muss es ja auch hier so sein. Kaum ist man drin, da ist man auch schon wieder draußen.
Man kann Erfenschlag auf einem Rundweg in gut zwei Stunden umwandern, aber dazu muss man schon den weiten Weg nehmen. Erfenschlag ist von der Bevölkerungszahl her, mit knapp 1.000 Einwohnern, der kleinste aller Chemnitzer Stadtteile. Wenn man dann noch bedenkt, dass von der ohnehin kleinen Stadtteilfläche von zweieinhalb Quadratkilometern drei Viertel land- und forstwirtschaftlich genutzt werden, hat man eine ungefähre Vorstellung, was als Wohnfläche übrig bleibt.
Uni Erfenschlag bekannter, aber ganz woanders
So ist Erfenschlag in Chemnitz vor allem dadurch bekannt, dass ein Universitätsteil den gleichen Namen trägt, obwohl der gar nicht in Erfenschlag, sondern nur an der Erfenschlager Straße liegt.
Das wahre Erfenschlag befindet sich zirka sieben Kilometer vom Zentrum entfernt: Wenn man die richtige Stadt hinter sich gelassen hat, kommt irgendwann ein kleines Dörflein, dessen Häuser sich größtenteils die Hauptstraße entlang ziehen.
Erstes auffälligeres Bauwerk ist die so genannte Kreativ-Villa auf einem Berghang über der Straße. Hier ist eine private Kindertagesstätte in herausragender Umgebung untergebracht, in der Kind neben Arabisch auch Schach oder Golf lernt.
Kaum Wirtschaft
Ansonsten gibt es wirtschaftlich eine Reihe kleinerer Handwerker und Dienstleister und sonst nicht viel: Erfenschlag eignet sich also eher zum Wohn- denn zum Arbeitsort. Die Attraktivität wird durch die Tallage zwischen Gutsberg und Steinberg erhöht.
Vor allem letzterer wurde nach 1990 zu einer der schönsten Einfamilienhaussiedlungen der ganzen Stadt ausgebaut.
Noch aber sind gut 50 Prozent aller Wohngebäude vor 1950 erbaut worden. Das sieht man ihnen teilweise nicht nur architektonisch, sonder auch vom Erhaltungsgrad her an. Renovierungs- und Ausbaufreunde könnten jedenfalls in Erfenschlag fündig werden.
Ein ausgeprägtes Vereinswesen stärkt den Zusammenhalt der Erfenschlager, ein eigener Sportplatz dient der körperlichen Ertüchtigung und zu guter letzt gibt es mit der Zwönitztalbahn Chemnitz-Aue sogar die Möglichkeit, dem Stadtteil auf eisernem Wege nahe zu kommen.
Klein, aber fein und meistens auch mein: Das ist das Motto für den Erfenschlager. Mehrfamilienhäuser gibt es fast gar nicht, stattdessen Eigenheim am Berg in einer der 18 Dorfstraßen, die so wunderbare Namen wie Sonnenhang, Dorfblick oder Sportlerweg tragen.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.