Was dem Bayern Laptop und Lederhose, ist dem Kleinolbersdorfer die Feuerwehr. Denn die vereint Provinz und Globalisierung: Auf ihrer Internetseite berichtet sie einerseits über ihren Glücksradbau, hat aber andererseits voll im Trend einen eigenen Video-Bereich. Und so ist auch Kleinolbersdorf-Altenhain irgendwie eine Mischung aus Moderne und Tradition.
Abzulesen ist das auch am Ortsbild, wenn man auf Details achtet. Schon bei der Einfahrt in den Stadtteil erlebt man die Vielfalt des dörflichen Bauens: Etwas protzig wirkende Einfamilienhäuser mit Wintergarten und Riesenbalkon (wahlweise Terrasse), aber auch Hirschgeweih im Giebel und mit Jägerzaun. Oder sehr sachlich-funktionale Würfel. Wer auf den Hängen von Kleinolbersdorf baut, kauft im Regelfall sein Haus nicht von der Stange, sondern kann sich einen Architekten leisten.
Insgesamt hat sich die Gebäudezahl seit 1990 verdoppelt, seinen dörflichen Charakter hat Kleinolbersdorf-Altenhain aber noch nicht verloren. Dies liegt auch mit am alten Ortskern im Tal, wo traditionelle, nicht gerade kleine, Fachwerkhäuser in beträchtlicher Zahl erhalten geblieben sind. Dazu gibt es einige Drei- oder Vierseithöfe und hin und wieder auch mal ein ganz normales Reihenhaus.
Bewohnt wird all dies von Kleinfamilien. Der Zwei-Personen-Haushalt dominiert zwar noch, kriegt aber kontinuierlich stärkere Konkurrenz von Vater-Mutter-Ein-Kind-Familien. Jährlich wird ausreichend Nachwuchs geboren, so dass sich auch die Kleinolbersdorfer Grundschule halten konnte. Weiterführende Schulen müssen allerdings in den benachbarten Stadtteilen besucht werden.
Praktisch und idyllisch
Bis auf ein paar lose verteilte Bushaltestellen, kleinere Geschäfte und eine Sparkassen-Filiale bietet Kleinolbersdorf kaum städtische Annehmlichkeiten. Entschädigt wird man dafür allerdings durch die praktische Lage: Man hat den Ort kaum verlassen, schon ist man fast in Augustusburg mit Schloss und Sommerrodelbahn, das Chemnitzer Zentrum ist auch noch in erträglicher Autofahrweite, Groß- und Baumärkte liegen noch näher und in die andere Richtung hat man eine Beinahe-Autobahn in das mittelgroße Zschopau.
Aber wer redet von praktisch, wenn idyllisch doch noch viel wichtiger ist: Das Sternmühlental bietet zahllose Wanderwege durch den Schwarzwald und ist darüber hinaus pilzsichere Gegend, eingekehrt wird unterwegs seit 1844 in der Sternmühle.
Kleinolbersdorf-Altenhain ist sicher eine gute Wahl - nicht nur für den Chemnitzer, den es aufs Land zieht, sondern wegen seiner guten Lage auch für Arbeitskräfte aus Zschopau oder Augustusburg. Ganz billig dürfte es allerdings nicht werden - schließlich will man vielleicht haustechnisch mit den Nachbarn mithalten.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.