Eine wärmegedämmte Gebäudehülle verbessert die Energiebilanz. Wärme bleibt im Wohnraum. Mit ihr aber auch Luftfeuchtigkeit, die in zu hoher Konzentration schädlich für Gesundheit und Bausubstanz sein kann. Um zu vermeiden, dass sich Schimmel bildet, gilt es eine ausreichende Luftwechselrate sicherzustellen. Der Beitrag zeigt Bewohner:innen und Eigentümer:innen Wege auf, für ein gutes Wohnklima im sanierten Bestand zu sorgen. 

 

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importantpoints
Das Wichtigste in Kürze
  • Ändert sich die Gebäudehülle durch eine Wärmedämmung, sollten die Bewohner ihr Lüftungsverhalten nach der Modernisierung anpassen. 

  • Schimmel fühlt sich nur unter bestimmten Bedingungen wohl. Halte deine Wohnräume warm und trocken, lüfte regelmäßig und gut. So einfach kann die Schimmelprävention sein. 

  • Bauseitig gibt es mehrere Möglichkeiten, den Lüftungsvorgang zu automatisieren. Neben Fensterlüftern können Lüftungsanlagen den Luftwechsel vollständig übernehmen. 

Schwarze Flecken an der Wand, ein modriger Geruch und klamme Räume – Schimmel wünscht sich niemand. Erst recht nicht, wenn man seine Immobilie frisch saniert hat. Neue Fenster oder die Dämmung von Fassade, Dach, Keller und Geschossdecken verleihen der Gebäudehülle einen Schutzschild. Das bewahrt Wohnräume vor Wärmeverlusten und hält die erzeugte Heizwärme dort, wo sie bleiben soll: im Haus. 

Veränderte Luftwechselrate nach Wärmedämmung

Mit der Dämmung ändert sich jedoch die Luftwechselrate. Sie beschreibt, wie viel Luft in einem Raum innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird. Für das Raumklima ist die Luftwechselrate eine wichtige Kennziffer. 

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Wer’s genau wissen will

Die Einheit der Luftwechselrate ist 1/h („pro Stunde“). Eine Luftwechselrate von 2 1/h („zwei pro Stunde“) bedeutet also, dass die Raumluft zweimal pro Stunde ersetzt werden muss, um eine gute Luftqualität zu gewährleisten. 

In ungedämmten Altbauten kann Luft über energetische Schwachstellen, auch Wärmebrücken genannt, entweichen. Weit mehr als durch gut gedämmte Energieeffizienzhäuser. Die Folgen? Mit der Luft geht Wärmeenergie verloren, aber auch die in ihr gebundene Feuchtigkeit wird nach außen transportiert. Eine Wärmedämmung setzt dem ein Ende. Das Ergebnis: Zwar ist das Problem der Wärmeverluste gebannt, aber die Luftfeuchtigkeit bleibt im Raum – zumindest, wenn sich das Lüftungsverhalten der Bewohner:innen nicht ändert. Daher gilt: Je besser ein Gebäude gedämmt ist, umso häufiger muss die Luft in den Innenräumen ausgetauscht werden.

Exkurs: Warum „gute Luft“ wichtig ist

Für unsere Gesundheit ist die Qualität unserer Raumluft bedeutend. Schließlich verbringen wir rund 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen. Atmen wir Schimmelpilzsporen, Feinstaub, Bakterien oder Schadstoffe in einer höheren Konzentration ein, fühlen wir uns unwohl. Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen sind die Folgen von „dicker Luft“. Auf Dauer kann uns das sogar krank machen: Schimmelsporen verursachen in zu hoher Konzentration Haut- und Schleimhautreizungen, Allergien sowie Asthma.

Die Dämmung der Haushülle verändert die Luftwechselrate eines Gebäudes. Um Feuchteschäden und Schimmel zu vermeiden, muss sich das Lüftungsverhalten der Bewohner an die neuen Begebenheiten anpassen.

Lüftungs-Tipps: Gib dem Schimmel keine Chance

Meist ist die Ursache für Schimmelbildung nach der Wärmedämmung falsches oder unzureichendes Lüften. Nach der Durchführung von Dämmmaßnahmen oder nach dem Fenstertausch müssen Bewohner ihr Lüftungsverhalten an die neuen Begebenheiten anpassen.  

  1. Lange genug Stoß- und Querlüften
    Öffne für mindestens fünf bis zehn Minuten die Fenster weit; in dieser Zeit kann ein Großteil des Luftvolumens ausgetauscht werden. Je kälter es draußen ist, umso kürzer dürfen die Lüftungsintervalle ausfallen.

  2. Regelmäßig, am besten mehrmals täglich, lüften
    Betrittst du einen Raum, merkst du gleich, ob die Luft abgestanden oder stickig ist. Spätestens dann ist es höchste Zeit, zu lüften. Je mehr Zeit du in Innenräumen verbringst, umso intensiver musst du sie belüften. Drei- bis viermal täglich dürfen es schon sein.

  3. Feuchtespitzen in Bad und Küche beseitigen
    Sofort nach dem Duschen und Baden ist die Luftfeuchtigkeit im Badezimmer am höchsten. Ähnlich ist die Situation nach dem Kochen in der Küche. Beseitige diese Feuchtespitzen unmittelbar durch Stoßlüften und lasse die Türen zu anderen Räumen geschlossen.

In unserem Gebäude entsteht ständig Feuchtigkeit. Wir selbst, unsere Zimmerpflanzen, aber auch Geräte wie Spül- und Waschmaschine dünsten sie aus. Wasserdampf steigt in die Luft, sobald wir kochen, duschen oder baden. Unsere Raumluft nimmt die feinen Wassertropfen zwar auf, will sie aber irgendwann auch wieder loswerden. Zum Tauwasserausfall kommt es, sobald die Luft auf eine kalte Oberfläche trifft. Bildet sich Kondensat an Fensterflächen oder der Wand, entsteht ein Schimmelparadies.

Diese Faktoren begünstigen das Schimmel-Wachstum

  • Schimmel liebt Feuchtigkeit: Wenn sich feuchte Luft an kalten Oberflächen niederschlägt, ist das der ideale Nährboden für Schimmelsporen. 

 

  • Schimmel mag es warm: Bei Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad Celsius fühlen sich Schimmelpilze am wohlsten. In beheizten Wohnräumen herrschen für ihn ideale Bedingungen.

 

  • Schimmel braucht Nahrung: Schimmel ist extrem genügsam – er braucht wenig, um zu wachsen. Nährstoffe findet er im Wohnraum zur Genüge. Materialien wie Holz, Tapeten, Gipskarton, Farben, Zement oder Kunststoffe sind geeignete Quellen. Überall, wo sich Partikel und Staub auf der Luft absetzen, kann Schimmel Nahrung finden. 


Über Schimmel freut sich niemand. Der beste Schutz gegen die verhassten, schwarzen Flecken an der Wand ist regelmäßiges Lüften.

Richtig heizen und Schimmel vermeiden

Die Luftfeuchtigkeit eines Raumes hängt von der Lufttemperatur ab. Richtig zu heizen ist maßgeblich, um ein gutes Raumklima sicherzustellen. Das Umweltbundesamt empfiehlt:

Raum Optimale Temperatur
Küche 18 °C
Wohn- und Arbeitsräume 20-22 °C
Schlafzimmer 17-18 °C
Badezimmer 22 °C

Um Heizkosten zu sparen, kann die Raumtemperatur nachts oder bei längerer Abwesenheit heruntergeregelt werden. Allerdings sollte sie nie unter 17 Grad Celsius fallen. Kalte Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit haben ein erhöhtes Schimmelrisiko. Darunter leidet nicht nur das Wohlbefinden der Bewohner, sondern auch das Gebäude selbst. 

Freies versus mechanisches Lüften

Um manuell zu lüften, muss jemand zu Hause sein. Das ist die Krux an der freien Lüftung. Wer beruflich viel unterwegs ist oder eine Immobilie nur zweitweise bewohnt, kann nicht regelmäßig stoßlüften. Bei Ferienimmobilien, die nur in einigen Monaten im Jahr genutzt werden oder leerstehende Wohnungen in Mehrfamilienhäusern besteht das gleiche Problem. Mechanische Lüftungslösungen schaffen Abhilfe. 

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Es gibt zwei Arten zu lüften:
  1. Die freie Lüftung ist nutzerabhängig: Sie wird auch unkontrollierte Lüftung genannt und passiert durch händisches Öffnen der Türen und Fenster. 
  2. Die mechanische Lüftung ist nutzerunabhängig: Eine kontrollierte Lüftung übernehmen Lüftungsanlagen. Sie sorgen für einen bedarfsgerechten Luftaustausch, der automatisch abläuft und eine hohe Luftqualität gewährleistet. 

Fensterlüfter für einen konsistenten Luftaustausch

Die Industrie hält sogenannte Fensterlüfter bereit: Diese Lüftungssysteme sind mit dem Fenster verbunden und übernehmen das Be- und Entlüften von Innenräumen – ohne das Fenster öffnen zu müssen. Fensterlüfter nehmen Bewohnern das freie Querlüften ab. Lüftungsklappen in den Fensterlaibungen gewährleisten einen kontinuierlichen Zufluss frischer Luft auf einer Fassadenseite und den Abfluss verbrauchter Luft auf einer anderen Seite. Diese Systeme können zusätzlich mit einem Ventilator ausgestattet werden, um einen kontrollierten Luftaustausch sicherzustellen. Fenster und Fenstertüren lassen sich einfach mit einer Fensterlüftung nachrüsten. In manchen Fenstermodellen sind sie bereits im Fensterfalz integriert.

Zentrale Lüftungsanlagen für Komplettsanierungen

Nichts für Otto-Normal-Modernisierer: Zentrale Lüftungsanlagen eignen sich lediglich für Komplettsanierungen, die auf einen extrem energieeffizienten Gebäudestandard abzielen. Rohrsysteme müssen von einer zentralen Lüftungsanlage in alle Wohnräume verlegt werden – der bauliche Aufwand ist groß. Das treibt die Kosten für eine zentrale Wohnraumlüftung in die Höhe. Während zentrale Lüftungsanlagen im Neubau gängige Praxis sind, kommen sie nur bei anspruchsvollen Sanierungen nur in Betracht.

Dezentrale Wohnraumlüftung, nachrüstbar im Bestand

Eine dezentrale Wohnraumlüftung kommt ohne aufwendiges Rohrsystem aus. Das prädestiniert sie für den Einsatz im Bestand. Die einzelnen Geräte werden raumweise in der Fassade montiert (also dezentral). Das passiert mittels Kernlochbohrung im Mauerwerk. Die Auswahl an geeigneten Geräten ist groß und reicht von einfachen Basisgeräten bis zu High-End-Systemen mit Wärmerückgewinnung und Smart-Home-Anbindung. Zubehör wie Pollen- oder Feinstaubfilter machen diese Lüftungsform besonders für Allergiker attraktiv. Anlagen für Gebäude an stark befahrenen Straßen lassen sich zudem mit Schallschutzvorkehrungen ausstatten.


Dezentrale- und zentrale Wohnraumlüftung im Vergleich Neben der zentralen Wohnraumlüftung (links) können auch dezentrale Lüftungssysteme (rechts) für eine ausreichende Luftwechselrate in wärmegedämmten Häusern sorgen. Letztere eignen sich besonders für Bestandsmodernisierungen, da für sie keine Luftkanäle im gesamten Haus verlegt werden müssen. Bei zentralen Anlagen ist das der Fall.
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DIN-Norm zur Lüftung von Wohngebäuden

In Deutschland ist so gut wie alles in einer DIN-Norm geregelt – natürlich auch das Lüften. Die DIN-Norm 1946-6 fordert ein Lüftungskonzept für energetisch sanierte Gebäude.

Fazit: Lüften ist die beste Garantie gegen Schimmel

Mit der Wärmedämmung einer Immobilie ändert sich vieles. Vorrangig denken Modernisierer:innen daran, ihre Heizkosten zu senken, ihren Wohnkomfort zu steigern und den Wert ihres Eigentums durch eine Sanierung zu erhöhen. Dass die neue Gebäudehülle ein neues Verhalten verlangt, bedenken wenige. Damit es keine unschönen Überraschungen durch Schimmelpilzbefall gibt, sollten Eigentümer:innen frühzeitig an ein Lüftungskonzept denken. Neben der klassischen Form des Fensterlüftens sind Lüftungsanlagen eine Alternative, um den Lüftungsprozess zu automatisieren. 

FAQs

Können Wände atmen? 

Der Mythos, dass Wände atmen müssen, ist weit verbreitet. Oft werden deswegen Bedenken gegenüber einer Wärmedämmung geäußert. Egal, welchen Wandaufbau ein Gebäude hat: Wände können nicht atmen. Sie lassen lediglich einen geringen Strom von Wärme und Wasserdampf diffundieren. Der Wärmeverlust erhöht den Energieverbrauch und kann der Gebäudesubstanz schaden. Daher ist er zu vermeiden. Der Feuchtigkeitsaustausch hingegen ist wichtig. Auch nach einer Dämmung ist er gegeben, da die eingesetzten Dämmmaterialien diffusionsoffen sind, d. h. einen Feuchtigkeitsausgleich gewährleisten. Dennoch ist regelmäßiges Lüften notwendig, um den Luftaustausch zu gewährleisten, den wir brauchen.  

Wie schütze ich mich am besten vor Schimmel? 

Kurzfristige Abhilfe bei akutem Schimmelpilzbefall bieten Schimmelsprays. Sie stellen aber keine langfristige Lösung dar und wirken keinesfalls prophylaktisch. Innendämmplatten aus Kalziumsilikat dagegen sind die bessere Wahl. Sie wirken präventiv gegen Schimmel, da sie diffusionsoffen und alkalisch sind. So hat Schimmel keine Chance. Außerdem sorgen sie für eine optimale Wärmedämmung. Vor der Dämmung mit Kalziumsilikatplatten muss ggf. vorhandener Schimmel fachgerecht entfernt und seine Ursache beseitigt werden.

Schimmel entfernen: Was muss ich tun? 

Kleine Schimmelflecken kannst du einfach selbst entfernen: Reinige dazu die betroffenen Stellen mit hochprozentigem Alkohol oder Wasserstoffperoxid. Hat der Schimmelpilz jedoch bereits ein größeres Ausmaß angenommen, solltest du einen Profi mit der Schimmelsanierung beauftragen. Fachbetriebe gehen dabei in mehreren Schritten vor, um den Schimmelpilzbefall nachhaltig zu beseitigen. Zu Beginn geht es um die Ursachenforschung. Es wird geprüft, wie stark sich der Schimmel bereits ausgebreitet hat und um welche Pilzart es sich handelt. Auf dieser Grundlage entsteht das Sanierungskonzept. Anschließend lassen sich einzelne Maßnahmen planen und die Schimmelsanierung durchführen: Handwerker:innen entfernen das kontaminierte Material, trocknen Wände und desinfizieren Oberflächen sowie Möbel. Mit der Endreinigung erfolgt eine mikrobiologische Untersuchung, um sicherzugehen, dass der Schimmel ausgemerzt ist. 



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Inga Ervig
Inga Ervig
Expertin für Energetische Sanierung

Als Redakteurin für verschiedene Bauherren- und Haustechnikmagazine hat sich Inga Ervig mehr als zehn Jahre lang mit Themen rund um die energetische Modernisierung, Heiztechnologien und nachhaltiges Sanieren beschäftigt. Die studierte Germanistin und Kulturmanagerin hat ein Faible für historische Altbauten. Inga arbeitet als selbstständige Content Marketing Managerin und übersetzt gerne Bau-Fachchinesisch in verständliche und unterhaltsame Artikel, die nicht nur Leser:innen sondern auch Google und Co. gefallen.  

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