Die Gebäudehülle ist die Haut einer Immobilie. Ist sie nicht vor Hitze und Kälte geschützt, kann das unangenehme Folgen haben: Im Winter wird es kalt, es zieht und Heizenergie entweicht ungenutzt nach draußen. Im Sommer führt eine unzureichende Wärmedämmung zu Schweißausbrüchen. Wer sein Haus gegen Wärmeverluste schützt, will sichergehen, dass die gewählte Dämmmaßnahme alle undichten Stellen beseitigt. Überprüfen lässt sich das durch einen Blower-Door-Test oder mittels Thermografie. Was hinter diesen Verfahren steckt, erfährst du in diesem Beitrag. 

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Das Wichtigste in Kürze
  • Blower-Door-Test und Thermografie entlarven energetische Schwachstellen einer Gebäudehülle. Sie sind die Grundlage, um Maßnahmen der Wärmedämmung effizient zu planen oder zu optimieren. 

  • Die Luftdichtheitsmessung mithilfe eines Blower-Door-Tests ermittelt, wie schnell der Luftwechsel in einem Gebäude stattfindet. Je niedriger dieser Wert ist, umso dichter das Haus und umso besser wird die Heizenergie genutzt. 

  • Für den Blower-Door-Test stellt der Staat Finanzierungshilfen bereit. Sofern du deine Immobilie zu einem KfW-Effizienzhaus sanieren möchtest und Fördermittel beziehst, ist der Blower-Door-Test Pflicht. 

  • Die Thermografie ist ein bildgebendes Verfahren, das die energetische Beschaffenheit einer Gebäudehülle aufzeigt. 

  • Beide Verfahren verlangen Expertise und sollten von einem fachkundigen Betrieb ausgeführt werden.  

Ziel jeder Wärmedämmung ist ein behagliches Wohnklima zu schaffen und den Energieeinsatz dafür zu minimieren. Eine weitestgehend luftdichte Außenhülle ist für diesen Zweck unerlässlich. Undichte Stellen, Leckagen genannt, können an der gesamten Gebäudehülle vorkommen. Thermografie-Aufnahmen und Blower-Door-Test weisen darauf hin, wo sich die energetischen Schwachpunkte eines Hauses befinden.  Die Ergebnisse beider Messverfahren bilden eine Entscheidungsgrundlage, ob zum Beispiel eine Dachdämmung sinnvoller ist als eine Dämmung der Fassade oder der Austausch von Fenstern.

Bei einem Blower-Door-Test erzeugt ein Ventilator Über- bzw. Unterdruck in einem Gebäude. So lässt sich herausfinden, wie ein Luftwechsel in einem Gebäude stattfindet.

Luftdichtheitsmessung mittels Blower-Door-Test

Das Differenzdruck-Messverfahren, besser bekannt als Blower-Door-Test (dt. Gebläse-Tür-Messung), macht deutlich, wo zu viel Heizwärme nach außen entweicht. Er gibt Aufschluss über die Luftdichtigkeit eines Gebäudes. Durch ihn lässt sich die Luftwechselrate bestimmen, der sogenannte n50-Wert. Dieser Wert zeigt an, wie oft innerhalb einer Stunde die Luft in einem Gebäude komplett ausgetauscht wird. Fachleute erkennen so, ob und wo durch die Gebäudehülle kalte Außenluft eintritt. Lecks und undichte Stellen sind Schwachstellen der Haushülle, die neben einem erhöhten Energieverbrauch zu Bauschäden wie Schimmel führen können. Dem lässt sich mithilfe eines Blower-Door-Tests Einhalt gebieten.

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Je niedriger die Luftwechselrate, umso dichter das Haus

Was bedeutet es, wenn eine Luftwechselrate bei vier pro Stunde (4,0 1/h) liegt? Folgendes: Das gesamte Luftvolumen im Haus wird viermal innerhalb einer Stunde ausgetauscht. Je niedriger der n50-Wert bei einem Blower-Door-Test ausfällt, umso dichter ist die Gebäudehülle. 

Was passiert bei einem Blower-Door-Test?

Um einen Blower-Door-Test durchzuführen, wird ein Ventilator in eine Tür- oder Fensteröffnung gesetzt. Er ist von einer luftundurchlässigen Plane umgeben, damit das Gebäude vollständig abgedichtet ist. Der Ventilator erzeugt einen Unter- beziehungsweise Überdruck, in dem er Luft hineindrückt oder heraussaugt. Die Druckdifferenzen simulieren eine konstante Windlast auf das Gebäude.


Wann ist eine Dichtheitsmessung nötig?

Viele Hausbesitzer sind mit dem Begriff „Blower-Door-Test“ vertraut. Aber in welchem Fall wird er durchgeführt? Eine entscheidende Motivation für diese Messung ergibt sich aus den Förderbedingungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Hausbesitzer müssen mittels Blower-Door-Test nachweisen, dass durch Fördermittel unterstützte Maßnahmen fachgerecht umgesetzt wurden und ihr Haus die hohen Anforderungen an die Energieeffizienz erfüllt.

 

Eine Blower-Door-Messung lohnt sich aber auch, wenn sie nicht verpflichtend ist. Insbesondere nach Sanierungsarbeiten an der Gebäudehülle ist eine solche Messung ratsam. Bei Dachdämmungen beispielsweise ist ein luftdichter Abschluss zum Raum entscheidend. Undichte Stellen könnten Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringen lassen und langfristig Schäden verursachen. Der Test ermöglicht es Experten, undichte Stellen zu identifizieren. So können sie vor Abschluss der Bauarbeiten sachgemäß verschlossen werden.

 

Der beste Zeitpunkt für einen Blower-Door-Test ist, wenn alle luftdichten Ebenen planmäßig verschlossen, aber noch erreichbar sind. Das heißt zum Beispiel bei einer Innendämmung oder Dachdämmung unter oder zwischen den Sparren: Bevor die Wände verputzt oder tapeziert werden. Andernfalls lassen sich identifizierte Leckagen nachträglich nur mit großem Aufwand und hohen Kosten fachgerecht verschließen. 

So läuft ein Blower-Door-Test ab

  1. Gebäude vorbereiten: Fenster schließen, undichte Stellen im Haus abkleben (zum Beispiel Gitter von Lüftungsanlagen)

  2. Aufbau der Messeinrichtung: Ventilator installieren, Messinstrumente anbringen

  3. Ventilator starten: Unterdruck wird erzeugt und die Luftwechselrate ermittelt. Jetzt beginnt die Suche nach undichten Stellen. Laut DIN 13829 erfolgt eine Blower-Door-Messung in drei Phasen.

     

Erste Phase: Ein konstanter Unterdruck von 50 Pascal wird erzeugt. Ein:e Experte:in sucht das Gebäude nach undichten Stellen ab. Dazu werden beispielsweise Luftgeschwindigkeitsmesser (Anemometer) eingesetzt oder Rauchspender, welche die Luftströme in einem Haus sichtbar machen. Gefundene Leckage werden dokumentiert, um sie später auszubessern.

Zweite Phase: Als Nächstes wird der vom Ventilator erzeugte Unterdruck Schritt für Schritt gesteigert – bis auf einen Enddruck von 60 bis 100 Pascal. Die jeweiligen Luftvolumenströme werden gemessen und dokumentiert. 

Dritte Phase: In einem letzten Schritt erzeugt der Ventilator einen Überdruck – Luft wird nun also in das Gebäude geblasen. Der Druck wird erneut nach und nach gesteigert und die Messwerte werden entsprechend dokumentiert.

 

Sind alle Messungen erledigt, ermittelt der:die Experte:in die mittlere Luftwechselrate. Das Prozedere dauert zirka drei Stunden. Bei größeren Gebäuden musst du natürlich mit einer längeren Dauer rechnen. 


Das Messverfahren zeigt, wie viel Außenluft bei Unterdruck ins Gebäude strömt.

Blower-Door-Test: Kosten des Messverfahrens

Für einem durchschnittliches Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern starten die Kosten für einen Blower-Door-Test inklusive Leck-Ortung bei 300 Euro. Vorab solltest du dir verschiedene Angebote von Dienstleistern in deiner Umgebung einholen – so kannst du dich am besten über die anfallenden Kosten informieren.

Folgende Faktoren können die Kosten für einen Blower-Door-Test beeinflussen: 

  • Objektgröße

  • Region 

  • Umfang der Leckage-Ortung

  • Leistungsumfang einer Pauschale 

  • Umfang von Zusatzarbeiten außerhalb der Pauschale

  • Preisgestaltung des Anbieters 

  • Anfahrt des Anbieters

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Tipp: Förderung mitnehmen

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert Luftdichtheitsmessungen im Rahmen einer Einzelsanierungsmaßnahme der Gebäudehülle. Dazu zählen Maßnahmen der Wärmedämmung wie die Dachdämmung, die Fassadendämmung, die Innendämmung, die Dämmung der obersten Geschossdecke sowie die Kellerdeckendämmung. Die Zuschüsse schmälern die Blower-Door-Test-Kosten deutlich. Deshalb solltest du sie unbedingt beantragen. 

Thermografie: Wärmebilder entlarven Energielecks am Haus

Mittels Thermografie lässt sich der energetische Zustand einer Gebäudehülle ebenfalls untersuchen. Da die Aufnahmen einer Wärmebildkamera Wärmebrücken und Luftundichtigkeiten sehr genau aufzeigen, können Eigentümer:innen diese zielgerichtet beseitigen. Bei einer Komplettsanierung kann es unter Umständen sinnvoll sein, die Wärmebildkamera zweimal zu nutzen:

 

  • bevor die Arbeiten beginnen (um den Ausgangszustand zu analysieren) und

  • nachdem die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind (zur Erfolgskontrolle)

 

Die Thermografie stellt eine Methode dar, um Energielecks in Gebäuden zu identifizieren. Theoretisch kannst du dir eine Thermografie-Kamera leihen und selbst Wärmebilder deiner vier Wände machen. Davon raten wir dir ab. Das Anfertigen thermografischer Aufnahmen sollten Fachleute übernehmen, die über eine entsprechende Qualifikation verfügen. In den meisten Fällen sind das Energieberater:innen oder eigens dafür ausgebildete Thermografen, die sowohl von innen als auch von außen Wärmebilder erstellen. Eine fachgerechte Durchführung und Auswertung der Wärmebildaufnahmen ist maßgeblich. Ohne Expertise bleiben Thermografien lediglich ästhetisch ansprechende Bilder ohne Aussagekraft.


Wärmebrücken bei Blower Door Test Die Thermografie macht sämtliche Wärmebrücken in einem Gebäude sichtbar.

Auswertung der Thermografie: So funktioniert's

Thermogramme, die Aufnahmen einer Thermografie-Kamera, geben die Gebäude in verschiedenen Farbtönen wieder:

 

  • warme Stellen sind rot

  • mittlere Temperaturen gelb bis grün

  • kalte Stellen erscheinen blau

 

Für Wärmebildaufnahmen bietet sich der Zeitraum zwischen Oktober und Mai an – wenn die Heizsaison im Gange ist. Dann sind die Temperaturen im Inneren eines Gebäudes schön warm und draußen etwa 10 bis 15 Grad Celsius kalt. Beim Anfertigen von Thermogrammen können allerdings einige Fehler passieren. Eine Wand, auf die vor der Aufnahme noch viel Sonne schien, kann fälschlicherweise rot dargestellt werden. Auch spiegelnde Fenster führen zu falschen Ergebnissen. Darum sollten die Aufnahmen am besten nach Sonnenuntergang oder in den frühen Morgenstunden angefertigt werden.

Weitere Einsatzbereiche der Thermografie

Mithilfe einer Wärmebildkamera lassen sich auch Lecks von Heizschlangen im Boden aufspüren. Verliert zum Beispiel eine Fußbodenheizung Wasser, erspart die Thermografie das teure Aufstemmen des gesamten Bodens, da sich diese Arbeit auf den Schadensbereich beschränkt.

 

Überdies hat sich die Thermografie bei der Sanierung von Fachwerkhäusern bewährt. Überputzte Fassaden können so begutachtet und der Verlauf der Ständer, Streben und Schmuckelemente beurteilt werden.

Thermografie: Finger weg von Billiganbietern

Leider gibt es am Markt Anbieter, die sorglose Eigenheimbesitzer:innen und Modernisierer:innen mit preiswerten Angeboten locken. Dahinter stecken oft reisende Fassadenbaufirmen oder selbst ernannte Fachleute. Eine Manipulation der Thermogramme ist technisch möglich. Achte daher auf die Qualität und Zertifizierung der ausführenden Thermografen. Am besten holst du mehrere Angebote ein und vergleichst. Sei skeptisch, wenn eine Wärmebilduntersuchung für 100 Euro oder weniger zu haben ist. Die günstigste Offerte ist nicht immer die beste!

Checkliste: Best Practice Thermografie

  • Thermograf selbst aussuchen (nicht durch Baufirma vermitteln lassen)

  • Thermograf selbst beauftragen und bezahlen

  • Ein seriöser Thermograf will nichts verkaufen (keine Fenster, Haustüren, Dämmstoffe etc.)

  • Seriöse Thermografen erläutert nach der Untersuchung jede Thermografie und das Gesamtergebnis en detail (sowohl mündlich als auch in schriftlicher Form) 

Wie viel kostet eine Thermografie-Untersuchung?

Wie lassen sich fachlich fundierte von unseriösen Angeboten unterscheiden? In der Regel über den Preis. Laut Verband Privater Bauherren e.V. kostet eine Thermografie-Untersuchung inklusive Auswertung in Papierform und Bericht zwischen 500 und 600 Euro. Je komplexer ein Haus gebaut ist, umso mehr Fotografien müssen angefertigt werden. Hat ein Gebäude also mehrere Vor- und Rücksprünge, Balkone und Gauben, steigert das die Kosten der Wärmebilduntersuchung. 

Undichte Stellen am Gebäude

Wo kommen undichte Stellen in einer Gebäudehülle typischerweise vor? An Anschlüssen und Durchdringungen können konstruktionsbedingte Undichtigkeiten auftreten. Dazu zählen beispielsweise:

  • Verbindungen von Bauteilen

  • Balkone

  • Rohr- und Kabeldurchführungen 

  • Heizungsnischen

  • Rollladenkästen

  • Anschlüsse zum Boden (wie bei Türen und bodentiefen Fenster)

  • Anbauten und Erker 

  • Fenster- und Außentürlaibungen

  • Dachflächenfenster, Gauben und Bodenluken

Fazit: Thermografie und Blower-Door-Test kombinieren

Wer sowohl Blower-Door-Test als auch Thermografie nutzt, um den energetischen Zustand eines Gebäudes zu analysieren und zu beurteilen, ist am besten beraten. Es macht Sinn, die Qualitätskontrolle in Form von Thermografie und Blower-Door-Test nicht durch die Sanierungsfirma selbst durchführen zu lassen (und auch nicht durch sie beauftragten Experten). Stattdessen sollten unabhängige Fachleute diese Verfahren vornehmen, die ein eigenes Interesse daran haben, potenzielle Mängel aufzudecken. 




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Inga Ervig
Inga Ervig
Expertin für Energetische Sanierung

Als Redakteurin für verschiedene Bauherren- und Haustechnikmagazine hat sich Inga Ervig mehr als zehn Jahre lang mit Themen rund um die energetische Modernisierung, Heiztechnologien und nachhaltiges Sanieren beschäftigt. Die studierte Germanistin und Kulturmanagerin hat ein Faible für historische Altbauten. Inga arbeitet als selbstständige Content Marketing Managerin und übersetzt gerne Bau-Fachchinesisch in verständliche und unterhaltsame Artikel, die nicht nur Leser:innen sondern auch Google und Co. gefallen.  

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