Im Neubau gehört Solarthermie in vielen Fällen zum Standard. Bereits bei der Bauplanung wird das System mitgedacht und entsprechend integriert. Aber wie sieht es in Bestandgebäuden aus? Kann man Solarthermie nachrüsten und wenn ja, worauf ist zu achten? Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen.

Unser Tipp: Reduziere Modernisierungskosten mit staatlichen Fördermitteln. Lass dich beraten.

importantpoints
Das Wichtigste in Kürze
  • Solarthermie-Anlagen sind umweltschonend und sparen Geld.

  • Solarthermie kann auch im Bestand nachgerüstet werden.

  • Ob sich das Nachrüsten lohnt, kommt auf deinen Bedarf an. Je mehr Wärme du brauchst, desto höher ist die Ersparnis.

  • Bevor du Solarthermie nachrüstest, solltest du die Voraussetzungen prüfen: Eignet sich dein Dach für Solarthermie? Hast du ausreichend Platz für den Speicher?

  • Es gibt staatliche Förderprogramme für Solarthermie. Energieberater:innen helfen beim Antrag.

Warum sollte man Solarthermie nachrüsten?

Solarthermie-Anlagen wandeln solare Energie in Wärme um. Je nach Zweck der Anlage wird die Wärme für die Warmwasserversorgung im Haushalt oder die Heizungsunterstützung eingesetzt. Damit hilft Solarthermie, Kosten für Energie zu senken. Konventionelle Heizkessel wie Gas, Öl oder Holz verbrauchen durch die solare Unterstützung weniger. Auch die Kombination von Solarthermie und Wärmepumpe ist möglich. Das bedeutet nicht nur weniger Heizkosten, sondern auch weniger CO2. Solarthermie leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

 

Im Sommer und in der Zeit kurz vor und nach der Heizperiode kann eine Solarthermie-Anlage das Haus allein mit Wärme versorgen. In dieser Zeit bist du also komplett unabhängig von (fossilen) Wärmelieferanten. Über das Jahr verteilt sieht die Ersparnis abhängig von der Größe, Lage und Zweck der Anlage in etwa so aus:

 

Solarthermie für Trinkwasser:

  • Solarthermie deckt rund 60 Prozent des Wärmebedarfs für Trinkwasser ab.

     

 

Solarthermie für die Heizung:

  • In unsanierten Gebäuden deckt Solarthermie etwa 20 Prozent des Wärmebedarfs für die Heizung ab.
  • In sanierten Gebäuden ist sogar eine Ersparnis von 50 Prozent bei den Heizkosten möglich.

 

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Hinweis

Bei Kombianlagen, die Solarthermie und Photovoltaik in einem Gerät kombinieren sparst du sowohl Wärme- als auch Stromkosten. Allerdings büßt du durch die Kombination an Wirkungsgrad ein. Zwei einzelne Anlagen bringen dir noch mehr Ersparnis. Dafür benötigst du allerdings auch sehr viel verfügbare Dachfläche.

Solarthermie nachrüsten: So geht's

Wenn du im Bestand Solarthermie nachrüsten möchtest, gibt es einiges zu beachten. Hier die wichtigsten Punkte.

Ist das Dach geeignet, um Solarthermie nachzurüsten?

Eine Südausrichtung des Daches gilt als optimal. Ost-West-Dächer sind aber ebenso geeignet, führen aber zu Einbußen von bis zu 30 Prozent. Soll die Anlage das Warmwasser bereitstellen? Dann ist eine Dachneigung von 30 bis 40 Grad perfekt. Für die Heizungsunterstützung wäre ein sehr steiles Dach mit bis zu 70 Grad Neigung geeignet.

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Hinweis

Die optimale Neigung kann durch Aufständerung erreicht werden. Die Installation wird damit aber aufwendiger und es ist teurer die Solarthermie nachzurüsten.

Viel wichtiger als die Neigung ist die Statik des Daches. Immerhin bringt die Solarthermie-Anlage einiges an Kilogramm mit – ein Solarthermie-Kollektor wiegt je nach Art um die 20 Kilogramm. Zudem benötigst du ausreichend Fläche: Pro Person werden durchschnittlich 1,5 Quadratmeter Fläche gerechnet. Diese Fläche sollte möglichst frei von Verschattung sein. Dachfenster oder Gauben verkleinern die verfügbare Fläche.

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Tipp

Installiere die Solarthermie-Anlage möglichst seitlich auf dem Dach und nicht mittig. So hältst du dir den Platz frei, falls zu einem späteren Zeitpunkt eine Photovoltaik-Anlage ergänzt werden soll.

Die richtige Größe bestimmen

Wie groß deine Solarthermie-Anlage sein sollte, ist abhängig von deinem Verbrauch, den verwendeten Solarthermie Kollektoren und dem Zweck der Anlage. Als Faustregel gilt:

 

  • Flachkollektoren für das Warmwasser benötigen pro Person bis 1,5 qm Kollektorfläche.

  • Röhrenkollektoren für das Warmwasser brauchen pro Person bis 1 qm Kollektorfläche.

  • Für die Heizungsunterstützung solltest du pro Kollektorart jeweils das Doppelte an Fläche rechnen.

Solarspeicher nachrüsten: Was muss beachtet werden?

Der Solarspeicher nimmt viel Platz im Haus ein. Ein reiner Trinkwasserspeicher sollte mindestens 300 bis 500 Liter fassen. Bei Pufferspeichern für die Solarthermie-Heizung werden sogar 1.500 Liter Fassungsvermögen empfohlen. Damit der Speicher optimal funktioniert, sollte dieser möglichst schmal sein. Je nach Inhalt wird er dadurch allerdings recht hoch. Du solltest nach oben also entsprechend Platz haben.



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Können alle Heizsysteme mit Solarthermie nachgerüstet werden?

Im Allgemeinen gilt, dass das Nachrüsten von Solarthermie für jede Heizung möglich ist. In einigen Fällen ist aber mindestens der Austausch des Speichers notwendig. Denn die wenigsten Speicher sind groß genug, um ausreichend solare Wärme zu speichern und mit dem Rohrsystem der Solarflüssigkeit ergänzt zu werden.

 

Ob ein Heizungsaustausch notwendig ist, entscheidet der Fachbetrieb. Sollte deine aktuelle Heizung bereits etwas älter sein, kann ein vorgezogener Austausch sinnvoll sein. Schon allein, um die Baumaßnahmen nicht auf zwei Zeitpunkte zu verteilen.

Solarthermie nachrüsten: Wie werden die Rohre verlegt?

Eine Solarthermie-Anlage besteht aus den Kollektoren auf dem Dach, einem Rohrsystem, das die Solarflüssigkeit vom Kollektor in den Speicher transportiert und wieder zurück, sowie dem Wärmespeicher. Die Rohre mit der Solarflüssigkeit vom Dach zum Keller zu installieren, stellt den größten Aufwand dar, wenn man Solarthermie nachrüsten möchte. Doch auch dafür gibt es oftmals pragmatische Lösungen.

 

In den meisten Fällen werden stillgelegte Kaminschächte benutzt, um die Rohre dort hindurchzuführen. Alternativ kann das Rohrsystem auch außen verlaufen. Dann werden Regenfallrohre genutzt. Hier ist darauf zu achten, dass die Rohre ausreichend gedämmt sind.

Solarthermie nachrüsten: Wann ist der passende Zeitpunkt?

Der Sommer ist der beste Zeitpunkt, um die Solarthermie nachrüsten zu lassen. Die Heizung ist in der warmen Jahreszeit nicht erforderlich, und kurze Ausfälle der Technik lassen sich problemlos überbrücken.

 

Da viele Heizungsfachbetriebe lange Zeit im Voraus ausgebucht sind, lohnt es sich, frühzeitig einen Termin auszumachen. Beginne spätestens im Winter oder im Frühjahr mit der Planung, damit Fachbetriebe in der warmen Jahreszeit die Solaranlage nachrüsten können.

Wird das Nachrüsten von Solarthermie gefördert?

Wer Solarthermie nachrüsten möchte, für den stehen einige Fördertöpfe bereit. Bei der KfW gibt es Solarthermie-Förderung durch günstige Kredite. Das BAFA unterstützt dich nicht nur bei Solarthermie, sondern fördert ein ganzes Paket an Sanierungsmaßnahmen, die die Energiebilanz deines Hauses insgesamt verbessern. 

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Achtung

Um die Solarthermie Förderung vom Staat zu bekommen, muss die Anlage bestimmte Anforderungen erfüllen. Außerdem ist zwingend vorgeschrieben, die Planung und teilweise auch die Durchführung von Energieberater:innen begleiten zu lassen. Diese helfen dir auch, den Förderantrag zu stellen.




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Yvonne Häusler
Yvonne Häusler
Expertin für Immobilien & Vermietung

Als Redakteurin für Vermietet.de und ImmoScout24 hat sich Yvonne Häusler über einen Zeitraum von mehr als 4 Jahren intensiv mit Themen rund um Immobilien und Vermietung auseinandergesetzt. Als Expertin für Immobilienmodernisierung beschäftigt sie sich insbesondere mit der Energiewende, dem Ausbau von Photovoltaikanlagen und Solarthermie. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei stets darauf, komplexe Sachverhalte für die Leser verständlich aufzubereiten.

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