Erst Immobilienschenkung, dann Widerruf – das ist zwar nicht der Normalfall, aber es kommt immer wieder vor. Oft sind die Auslöser Gründe wie persönliche Zerwürfnisse oder finanzielle Engpässe, die eine:n Schenkende:n dazu zwingen sich umzuentscheiden und einen Widerruf der Schenkung zu veranlassen. Lies hier, wann der Widerruf bzw. die Rückforderung einer Vermögensübertragung sinnvoll ist, wie das rechtlich funktioniert und welche Fehler du vermeiden solltest.

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importantpoints
Das Wichtigste in Kürze
  • Nur unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich eine Schenkung innerhalb von 10 Jahren rückgängig machen. Schon im Schenkungsvertrag sollten daher Rückforderungsrechte berücksichtigt sein.

  • Grober Undank ist in Familienkreisen ein verbreiteter Rückforderungsgrund oder auch Verarmung des Schenkenden. Sowohl das Sozialamt als auch Gläubiger können auf eine Rückübertragung der Schenkung bestehen.

  • Die Schenkung kann vertraglich an Bedingungen geknüpft sein, wie das Absolvieren einer Ausbildung. Wird die Bedingung nicht erfüllt, löst dies einen Rückforderungsanspruch aus.

  • Kann die Rückübertragung vertraglich oder gesetzlich begründet werden, ist sie steuerfrei.

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  • Was ist eine Schenkung und welche Besonderheiten bestehen bei Schenkungen an das eigene Kind?

    Die Schenkung ist eine Übertragung von Eigentum zu Lebzeiten, sozusagen ein vorweggenommenes Erbe. Für die Schenker ist diese Form der Vererbung eine Möglichkeit, schon frühzeitig klare Verhältnisse zu schaffen. Oft ist die Schenkung einer Immobilie verbunden mit Wohnrecht für die Eltern oder Elternpflege auf Lebenszeit

    Findet die Schenkung früh genug und etappenweise statt, kann der steuerliche Freibetrag von 400.000 Euro pro Kind alle zehn Jahre erneut ausgeschöpft werden. Neben der Schenkung von Immobilien sind auch Schenkungen von Geld oder Geschäftsanteilen üblich.

    Lässt sich eine Schenkung an das eigene Kind widerrufen?

    Auch die Schenkung an das eigene Kind lässt sich rückgängig machen. Grober Undank kann einen Widerruf beispielsweise wünschenswert machen, genauso wie auch die aktuellen finanziellen Verhältnisse des:der Schenkenden bzw. des:der Beschenkten. 

    Obgleich eine Rückübertragung möglich ist, sollte es aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass du grundsätzlich eine endgültige und weitreichende Entscheidung triffst, die du nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen widerrufen kannst. Gesetzliche Regelungen greifen nur in wenigen Ausnahmefällen und beschränken von vornherein die Möglichkeiten des Widerrufs. Zusätzlich begrenzen bestimmte Fristen den Zeitraum, in dem der Widerruf möglich ist. 

    tipp
    Wie du eine Schenkung widerrufst

    Im Zusammenhang eines Schenkungswiderrufs muss der Schenkungsvertrag aufgelöst werden. Als juristische Unterstützung sind hier besonders Fachanwälte für Erbrecht, Gesellschaftsrecht und/ oder Steuerrecht geeignet.

    Häufige Motive für die Rückgängigmachung einer Schenkung

    Die Widerrufe von Schenkungen lassen sich in der Regel folgendermaßen klassifizieren:

    • Zerrüttung der persönlichen Beziehung zwischen Schenker:in und Beschenktem:Beschenkter  

    • fehlende Eignung des:der Beschenkten für die Verwaltung des übertragenen Vermögenswertes (Unternehmen, Mietshaus etc.)

    • Schutz des Familienvermögens, z. B. bei Insolvenz des:der Beschenkten  

    • Eintritt einer wirtschaftlichen Notlage des:der Beschenkten nach Vollzug der Schenkung

    • schenkungsteuerliche Erwägungen 

    Grundsätzlich können alle diese Motive, Eltern zur Rückabwicklung der Schenkung an das Kind bewegen. Allerdings dürften zwischen Eltern und Kindern die Zerrüttung der persönlichen Beziehung überdurchschnittlich häufig der Auslöser sein. Persönliche Beweggründe alleine reichen allerdings nicht aus, um die Schenkung zurückzufordern. Ein Widerruf sollte vertraglich geregelt sein, um aufwendige gerichtliche Verhandlungen zu umgehen.

    Grober Undank des Beschenkten

    Grober Undank des:der Beschenkten ist ein sehr oft und konfliktreich eingeklagtes Rückforderungsrecht. Hat sich der:die Beschenkte durch eine schwere Verfehlung gegenüber dem:der Schenker:in oder nahen Angehörigen groben Undanks schuldig gemacht, kann die Schenkung nach § 530 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) rückgängig gemacht werden. 

    Grober Undank liegt laut BGH vor, wenn eine sich subjektiv offenbarende „tadelnswerte, auf Undankbarkeit deutende Gesinnung“ des:der Empfänger:in deutlich werde. Die Verfehlung muss vorsätzlich und moralisch vorwerfbar sein.Bei der Beurteilung der Schwere werden alle Umstände des Konflikts gewürdigt. Unter anderem wurde das Widerrufsrecht wegen groben Undanks bemüht in folgenden Zusammenhängen:

    • Bedrohung des Lebens oder körperliche Misshandlung des:der Schenkers:Schenkerin

    • schwere Beleidigungen

    • grundlose Strafanzeige bzw.

    • grundloser Antrag auf Bestellung eines Betreuers

    • trotz Zeugnisverweigerungsrecht belastende Aussage in einem Gerichtserfahren gegen den:die Schenkerin

    • Gründung eines Konkurrenzunternehmens (bei Schenkung von Gesellschaftsanteilen)

    • ehewidriges Verhalten (z. B. Untreue)

    Beispiel für den grundlosen Antrag auf Bestellung eines:einer Betreuer:in

    Besonders der grundlose Antrag auf Bestellung eines: einer Betreuers:Betreuerin hat großes Konfliktpotential zwischen dem:der Schenkenden und dem beschenkten Kind. So auch bei einem beschenkten Sohn und einer demenzkranken Mutter, die sich lebenslanges Wohnrecht mit ambulanter Pflege hat einräumen lassen. Der bevollmächtige Sohn meldete sie dennoch gegen ihren Willen im Pflegeheim an und hätte seiner Entscheidung massiv Nachdruck verliehen, wenn die Mutter sich nicht mit Unterstützung von Familienangehörigen gewehrt hätte. Die Klage auf Widerruf der Schenkung ging auch nach ihrem Tod weiter durch alle Instanzen und wurde vor dem Bundesgerichtshof verhandelt. Das vorläufige Urteil BGH, Urteil vom 25. März 2014; X ZR 94/12 beinhaltet bereits eine klare Tendenz, die folgender Zusammenfassung eines Ausschnitts erkennen lässt:

    Die Möglichkeit, eine Schenkung wegen groben Undanks zu widerrufen, sei laut BGH gerechtfertigt, wenn der Beschenkte seine Pflicht zu einer von Dankbarkeit geprägten Rücksichtnahme auf die Belange des Schenkers verletze. Eine solche Rücksichtnahme könne der Schenker vom Beschenkten regelmäßig erwarten. Der Widerruf einer Schenkung setze also nicht nur objektiv eine Verfehlung des Beschenkten von gewisser Schwere voraus. Sie erfordere weiter, dass die Verfehlung auch in subjektiver Hinsicht Ausdruck einer Gesinnung des Beschenkten ist, die in erheblichem Maße die Dankbarkeit vermissen lässt, die der Schenker erwarten darf.

    Der Widerruf bei grobem Undank muss innerhalb eines Jahres von dem Zeitpunkt an erfolgen, zu dem der Schenker Kenntnis von der Verfehlung des Beschenkten erlangt hat.

    Verarmung und Notbedarf des Schenkers

    Wer verschenkt, hat normalerweise für sich selbst bis ins hohe Alter ausgesorgt. Tritt unerwartet eine kostspielige Pflegebedürftigkeit auf oder die Folgen von Unfall oder Krankheit führen zu einem finanziellen Engpass, hat sich das Blatt gedreht. In dieser Situation darf er:sie die Schenkung nach § 528 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) rückgängig machen. Alternativ kann auch der:die Beschenkte die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. 

    Unter Umständen ist man sogar verpflichtet, die Schenkung zu widerrufen, denn: Sozialhilfe wird erst gewährt, wenn die eigenen Mittel erschöpft sind. Wegen des Nachrangs der Sozialhilfe ermöglicht das Sozialrecht eine entsprechende Überleitung des Anspruchs. Demnach ist ein in finanzielle Bedrängnis geratene:r Schenkende:r sogar verpflichtet, die Schenkung rückgängig zu machen. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Schenkung nicht länger als zehn Jahre zurückliegt.

    Auch im Falle einer Privatinsolvenz können die Gläubiger auf eine Rückforderung der Schenkung bestehen. Die Voraussetzung ist in diesem Fall, dass die Schenkung innerhalb der vergangen vier Jahre vollzogen worden ist. 

    Solltest du noch vor Wirksamwerden der versprochenen Schenkung in eine Notlage, kannst du die Schenkung verschieben, bis deine finanzielle Situation ausreichend stabil ist. Damit nutzt du die Einrede des Notbedarfs, die in  § 519 BGB geregelt ist. 

    Wie lange kann man eine Hausübertragung rückgängig machen?

    Grundsätzlich gilt nach § 529 Absatz 1 BGB die 10-Jahres-Frist, wenn man eine Hausübertragung per Widerruf rückgängig machen will. Sind mehr als 10 Jahre vergangen, ist der Anspruch auf Herausgabe der verschenkten Immobilie erloschen. Maßgeblich ist das Datum, an dem der:die Beschenkte einen Antrag auf Eintragung der Rechtsänderung beim Grundbuchamt gestellt hat.

    Rückforderungsrechte im Schenkungsvertrag

    Wer seine Schenkung widerrufen will, hat dafür bessere Karten, wenn er sich dieses Recht von Anfang an vorbehält. Der sicherste Weg dafür ist der Vorbehalt eines Rückforderungsrechts im Schenkungsvertrag. Dieses Recht auf Widerruf kann allgemein gehalten sein, oder auch zweckgebunden. So lässt sich eine Schenkung an die Bedingung knüpfen, dass der:die Beschenkte eine Ausbildung erfolgreich abschließt, die Tochter nicht ohne Ehevertrag heiratet oder der Geschäftspartner das Unternehmen erfolgreich weiterführt. Bei Verstoß ist die Voraussetzung für einen Widerruf erfüllt.

    Es ist auch möglich, ein jederzeitiges Rückforderungsrecht zu vereinbaren, das unabhängig von den Voraussetzungen durchgesetzt werden kann. Bei der Schenkung von Betriebsvermögen kann dieses Recht jedoch steuerliche Auswirkungen haben. 

    Wenn nichts Konkretes vereinbart wurde, enthalten übliche Schenkungsverträge eine Auflistung von Rückforderungsgründen. Der:die Beschenkte ist verpflichtet, das Vermögen an den:die Schenker:in zurückzuzahlen, wenn es gewünscht wird und der entsprechende Rückforderungsgrund vertraglich fixiert ist. Rückforderungsgründe im Vertrag können sein:

    • Der:die  Beschenkte verstirbt vor dem:der Schenker:in und wird nicht von Abkömmlingen beerbt.

    • Eine geschenkte Immobilie wird ohne Zustimmung des:der Schenkers:Schenkerin verkauft oder beliehen. 

    • Die Ehe des:der Beschenkten wird geschieden, ohne dass ein Ehevertrag sicherstellt, dass das geschenkte Vermögen einschließlich etwaiger Wertsteigerungen beim Zugewinnausgleich berücksichtigt wird.

    • Der:die Beschenkte geht in die Privatinsolvenz oder es gibt eine Zwangsvollstreckung in das geschenkte Vermögen (z.B. Immobilie oder Gesellschaftsanteil). 

    • Ein Verhalten des:der Beschenkten, das eine Pflichtteilsentziehung rechtfertigen würde.

    • Der:die Beschenkte wird geschäftsunfähig oder eine Betreuung wird angeordnet. 

    • Der:die Beschenkte wird alkohol- oder drogenabhängig.

    • Der:die Schenker:in kann seinen angemessenen Unterhalt im gewohnten Lebensstandard nicht mehr selbst finanzieren (z. B. in einem Heim). 

    Je nachdem, wie die Rückforderungsrechte im Schenkungsvertrag ausgestaltet sind, kannst du verhindern, dass Gläubiger:innen oder das Finanzamt auf das verschenkte Vermögen Zugriff erhalten.

    Was bedeutet eine Rückgängigmachung im Hinblick auf die Schenkungssteuer?

    Grundsätzlich ist die Rückgängigmachung der Schenkung genauso steuerpflichtig wie die Schenkung selbst. Allerdings gilt das nur für willkürliche Rückübertragungen. Handelt es sich dagegen um ein gesetzliches oder vertragliches Rückforderungsrecht, erlischt nach § 29 Abs. 1 Nr. 1 ErbStG die Steuer mit Wirkung für die Vergangenheit. Bereits bei der Vertragsgestaltung sollte auf diesen Umstand geachtet werden, sodass der § 29 ErbStG auch tatsächlich Anwendung finden kann.

    Fazit – Schenkung rückgängig machen

    Anders als ein Verkauf kann eine Schenkung unter bestimmten Voraussetzungen rückgängig gemacht werden. Es ist daher ratsam, Rückforderungsrechte von vornherein in den Schenkungsvertrag aufzunehmen in einer Weise, dass bei Rückübertragung keine Schenkungssteuer anfällt. Durch die vertragliche Ausgestaltung lässt sich verhindern, dass das Familienvermögen zweckentfremdet wird und Finanzamt oder Gläubiger:innen darauf Zugriff erhalten. Zu beachten ist aber, dass bei finanziellen Engpässen des:der Schenker:in die Schenkung zurückgefordert werden muss, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Wenn du deinen Nachlass bereits zu Lebzeiten regeln willst, kann die Schenkung trotz des Konfliktpotentials schon allein wegen der hohen Steuerfreibeträge für Kinder eine gute Option sein.

    FAQ: Häufige Fragen zu Widerruf von Immobilienschenkung an Kinder

    Wann kann man eine Schenkung rückgängig machen?

    Wer eine Schenkung widerrufen will, kann dies in der Regel nicht willkürlich tun. Man braucht einen Widerrufsgrund, der sich entweder aus dem Gesetz ergibt oder aus der vertraglichen Vereinbarung zwischen Schenker:in und Beschenktem:Beschenkter. Innerhalb von 10 Jahren nach der Schenkung ist eine Rückübertragung grundsätzlich möglich.

    Kann man auch eine Hausüberschreibung rückgängig machen?

    Sofern es sich um eine unentgeltliche Hausübertragung handelt und nicht um einen Verkauf, greift das Schenkungsrecht. Demzufolge ist eine Rückübertragung einer Schenkung zwar möglich, aber nur wenn ein gesetzlicher Rückforderungsgrund wie grober Undank oder Verarmung des:der Schenkers:Schenkerin vorliegt. Mehr Spielraum ergibt sich, wenn ein Widerrufsgrund vertraglich vereinbart wurde.

    Wie lange kann eine Schenkung rückgängig gemacht werden?

    Ein Widerrufsrecht gilt grundsätzlich innerhalb einer 10-Jahres-Frist ab dem Zeitpunkt der Schenkung. Tritt ein Widerrufsgrund ein wie grober Undank, hat der:die Schenker:in ab Zeitpunkt der Kenntnisnahme ein Jahr Zeit, den Widerruf zu verlangen.



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    Nadine Kunert
    Expertin für Verkauf & Vermietung

    Nadine Kunert informiert dich als Immobilienexpertin und Redakteurin von ImmoScout24 mit informativen und sorgfältig recherchierten Inhalten rund um das Thema Immobilienverkauf und Vermietung. Nadine ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin, hat viele Jahre als Content Managerin in der Baubranche gearbeitet und ist seit 10 Jahren selbst Vermieterin. Dadurch hat sie einen praxisnahen Bezug und strebt danach, die Themen leserfreundlich und verständlich für dich aufzubereiten.

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