Der eine Heizkörper glüht und der andere wird selbst auf höchster Stufe nicht mal lauwarm. Wenn dir das bekannt vorkommt, solltest du über einen hydraulischen Abgleich nachdenken. Er kostet wenig, bringt aber viel und gilt als Geheimtipp unter den Maßnahmen zur Heizungsoptimierung.
Wenn Heizkörper in manchen Räumen kaum noch warm werden, kann ein hydraulischer Abgleich fällig sein.
Das Energiesparpotenzial dieser einfachen Maßnahme ist im Vergleich zu den Kosten hoch: Durch die reduzierten Heizkosten amortisiert sich die Optimierungsmaßnahme in wenigen Jahren.
Heizungsfachbetriebe führen einen hydraulischen Abgleich in weniger als einem Arbeitstag durch. Die Preise für den hydraulischen Abgleich in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus differieren je nach Region und Größe des Heizungssystems zwischen 650 und 1.300 Euro.
Das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) übernimmt bis zu 15 Prozent der Kosten eines hydraulischen Abgleichs. Der Fördermittelantrag muss jedoch vor der Durchführung der Maßnahme gestellt werden.
- Was ist ein hydraulischer Abgleich?
- Wie wird ein hydraulischer Abgleich gemacht?
- Die Vorteile eines hydraulischen Abgleichs
- So beantragst du die Förderung für den hydraulischen Abgleich richtig
- Wann ist der hydraulische Abgleich Pflicht?
- Kann ich einen hydraulischen Abgleich selber machen?
- Hydraulischer Abgleich: Kosten und Dauer
- Der hydraulische Abgleich bei Fußbodenheizungen
- Fließgeräusche nach dem hydraulischen Abgleich
- Ein hydraulischer Abgleich senkt die Kosten und steigert die Leistung einer Heizanlage
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Ein hydraulischer Abgleich ist neben der richtig eingestellten Vorlauftemperatur und gut entlüfteten Heizkörpern die wichtigste Maßnahme, um die eigene Heizungsanlage zu optimieren. Spätestens, wenn Heizkörper nicht mehr oder nur stellenweise warm werden, ist Handeln angesagt.
Heizungswasser wählt am liebsten den Weg des geringsten Widerstands: Durch kurze und dicke Rohre strömt es schneller und in einer höheren Menge als durch lange, dünne. Heizkörper, die weit vom Heizkessel entfernt sind, haben daher oft das Nachsehen. Sie erreicht weniger Wärme. Und die genügt gelegentlich nicht, um Heizkörper auf die richtigen Temperaturen zu bringen. Gleichzeitig können Wärmeverteiler in unmittelbarer Nähe zum Kessel übermäßig heiß werden. Dieses Ungleichgewicht mindert nicht nur den Komfort in den eigenen vier Wänden, sondern verschlingt viel Energie. Das sorgt für eine höhere Heizkostenrechnung als nötig.
Ein hydraulischer Abgleich löst das Problem nachhaltig. Er garantiert, dass in einem Heizungssystem alle Heizkörper gleichmäßig mit Wärme versorgt werden.
Bei einem hydraulischen Abgleich stellt ein Fachbetrieb die Durchflussmenge des Heizmediums in jedem Heizkörper individuell ein. Dafür ermittelt er zunächst die Heizlast aller Räume. Die Heizlast bezeichnet die Menge an Wärme, die notwendig ist, um an einem Ort eine vorher definierte Temperatur zu erhalten. Die Gebäudehülle wird dabei mitberücksichtigt: Neben der Raumgröße spielt auch der Dämmstandard eines Hauses oder einer Wohnung eine wichtige Rolle für das korrekte Einstellen eines Heizsystems. Um die Einstellwerte für die einzelnen Heizkörper herauszufinden, ist anschließend die sogenannte Rohrnetzberechnung fällig: Die ermittelte Heizlast wird mit der Heizleistung der Radiatoren oder Konvektoren und ihrer Entfernung zur Heizungspumpe verglichen.
Das Ergebnis lässt auf die notwendige Heizwassermenge und die passende Pumpenleistung schließen. All diese Informationen helfen, die Thermostatventile richtig einzustellen und an den berechneten Wärmebedarf anzupassen. Das Resultat: Mithilfe eines hydraulischen Abgleichs kann die gewünschte Raumtemperatur in allen Räumen erreicht werden, ohne dass einige übermäßig warm und andere zu kalt sind.
Der ausführende Heizungsfachbetrieb muss die Durchführung des hydraulischen Abgleichs schriftlich nachweisen. Dieser Verwendungsnachweis geht an den Eigentümer der Heizanlage über, um den Vollzug der Maßnahme gegenüber dem Fördermittelgeber zu bestätigen. Der Antragsteller ist verpflichtet, das Dokument zehn Jahre lang aufzubewahren, um bei Bedarf die Durchführung nachzuweisen.
Ein hydraulischer Abgleich kann Energiekosten senken. Er sorgt dafür, dass ein Heizsystem effizienter arbeitet und weniger Energie für den Betrieb benötigt. Zudem verbessert ein hydraulischer Abgleich den Heizkomfort in den Räumen einer Immobilie, da die Temperaturen gleichmäßiger verteilt sind.
Haushalte sparen gleich doppelt, wenn sie für ihren hydraulischen Abgleich staatliche Fördermittel nutzen. Seit 2021 bezuschusst das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen hydraulischen Abgleich im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG). Eigentümer von Wohngebäuden mit bis zu fünf Wohneinheiten können einen Zuschuss von bis zu 15 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten – bei einem förderfähigen Mindestinvestitionsvolumen von 300 Euro (brutto). Den Antrag musst du vor der Vergabe von Liefer- und Leistungsverträgen einreichen. Sprich: Bevor du einen hydraulischen Abgleich machen lässt. Im Nachhinein bewilligt das BAFA keine Fördergelder. Außerdem muss deine Heizungsanlage älter als zwei Jahre sein und darf – wenn sie mit fossilen Energieträgern arbeitet – nicht länger als 20 Jahre in Betrieb sein.
Übrigens gibt es noch 5 Prozent Förderung obendrauf, wenn ein höchstens 15 Jahre alter Sanierungsfahrplan den hydraulischen Abgleich als Maßnahme enthält.
Du willst dir die Finanzspritze vom Staat nicht entgehen lassen? Wenn du keine Lust auf Papierkram hast, beauftragst du damit am besten eine:n Energieeffizienz-Expert:in (EEE). Andernfalls beantragst du die Fördermittel in sechs Schritten:
- Lasse dir mindestens einen Kostenvoranschlag von einem Fachhandwerksbetrieb erstellen. Am besten, du holst noch zwei weitere ein. Der Kostenvorantrag bildet die Basis deines Förderbescheids.
- Fülle das elektronische Antragsformular auf der Website der BAFA aus.
- Bestätige den Aktivierungslink aus der Bestätigungs-E-Mail und schalte so deinen Zugang zum BAFA-Portal frei.
- Warte auf den Zuwendungsbescheid. Er erreicht dich postalisch.
- Vergib den Auftrag an den Fachhandwerker deines Vertrauens.
- Reiche den Verwendungsnachweis und alle erforderlichen Unterlagen (Rechnungen, Zahlungsbelege, Bestätigung wahrheitsgemäßer Angaben) über das BAFA-Portal ein. Das muss bis spätestens sechs Monate nach Ablauf des Bewilligungszeitraums erledigt sein.
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordert hydraulisch abgeglichene Heizungen für den Neubau von Wohngebäuden. Wird die Heizung gemäß der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) Teil C – Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) installiert, muss auch der hydraulische Abgleich erfolgen. Auch wenn du deine Heizung modernisieren möchtest und dafür Fördermittel über der Website des BAFA beantragst, ist ein hydraulischer Abgleich Pflicht.
Unter folgenden Voraussetzungen ist der hydraulische Abgleich für Wohngebäude mit Gaszentralheizungen verpflichtend:
In Wohngebäuden mit mind. 10 Wohneinheiten (Stichtag bereits vergangen!)
In Wohngebäuden mit 6 bis 9 Wohneinheiten (Stichtag: 15. September 2024)
Nicht verpflichtend ist der hydraulische Abgleich, wenn
das Heizsystem in der Vergangenheit bereits hydraulisch abgeglichen wurde.
bis sechs Monate nach dem Stichtag ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mind. 50 % der wärmeübertragenden Umfassungsfläche eines Gebäudes geplant ist.
das Gebäude innerhalb von sechs Monaten nach dem Stichtag umgenutzt oder stillgelegt werden soll.
Ratsam ist ein hydraulischer Abgleich, wenn ein Gebäude baulich verändert wird. Zum Beispiel, wenn die Fassade gedämmt, Fenster ausgetauscht oder Bestandteile der Heizanlage erneuert werden. Lass den Abgleich erst nach der Modernisierungsarbeiten vornehmen. Ändert sich nichts am Gebäude oder an der Heizanlage, kannst du lange vom Abgleich profitieren.
Typischerweise führen Fachleuten, wie Heizungsinstallateuren oder Gebäudetechniker, einen hydraulischen Abgleich durch. Dabei werden verschiedene Faktoren wie die Länge und der Durchmesser der Rohre, die Wärmeabgabe der Heizkörper, der Druckverlust in den Rohrleitungen usw. berücksichtigt, um die optimalen Einstellungen für den Wasserfluss festzulegen. Dazu bedarf es Erfahrung und Expertise. Deswegen raten wir dir davon ab, den hydraulischen Abgleich selbst durchzuführen.
Die Kosten eines hydraulischen Abgleichs hängen von Zustand und Aufbau einer Heizanlage ab. Wie viele Heizkörper und welche Thermostatventile verbaut sind, ist ebenso entscheidend, wie der technische Stand der Heizungspumpe. Außerdem sind für Heizungsfachbetriebe regional unterschiedliche Stundensätze üblich. Als grober Richtwert für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kannst du mit Handwerkerkosten von etwa 650 bis 1.300 Euro rechnen. Bei einem größeren Gebäudekomplex mit vielen Wohneinheiten ist der finanzielle Aufwand natürlich höher. Die Kosten für den hydraulischen Abgleich deiner Heizungsanlage kannst du unter Umständen auch in deiner nächsten Einkommenssteuererklärung geltend machen.
Heizungsinstallateur:innen erfassen sämtliche Daten für den hydraulischen Abgleich in einem Einfamilienhaus innerhalb von zirka ein bis zwei Arbeitsstunden. Die anschließende Berechnung und Auslegung dauert etwa einen halben Arbeitstag. Zusätzlich schlagen für das Einstellen jedes Heizkörpers fünf Minuten zu Buche. Der hydraulische Abgleich deiner Heizanlage sollte also insgesamt an einem Tag bewerkstelligt sein.
Liegt die niedrige Effizienz einer Heizungsanlage nicht nur am fehlenden hydraulischen Abgleich, kann das Ganze teurer werden. Unter Umständen muss die Heizungspumpe getauscht werden – zum Beispiel, wenn sie technisch überholt oder überdimensioniert ist. Für den Pumpentausch fallen nochmal zirka 300 bis 500 Euro extra an.
Ob ein hydraulischer Abgleich bei deiner Fußbodenheizung nötig ist, erkennst du an folgenden Symptomen:
Die Fußbodenheizung wird nicht oder teilweise warm.
Sie lässt sich kaum noch herunterregeln.
Die Vorlauftemperatur der Heizung ist sehr hoch.
Die Heizungspumpe verbraucht Unmengen an Strom.
Ist eines oder mehreres der Fall, lohnt sich ein hydraulischer Abgleich bei deiner Fußbodenheizung. Dies geschieht ähnlich wie bei wandhängenden Heizkörpern: Nachdem ein:e Heizungsexpert:in die Heizlast berechnet hat, bestimmt er oder sie die ideale Vorlauftemperatur für deine Fußbodenheizung sowie die erforderliche Wassermenge für jeden Heizkreis. Abschließend werden die Druckverluste im Rohrnetz analysiert, der Volumenstrom an jedem Heizkreis angepasst und die Einstellwerte der Differenzdruckregler justiert. Fehlen diese Komponenten bei deiner Heizanlage noch, kann dein Heizungsfachbetrieb sie nachrüsten.
Normalerweise verschwinden durch den hydraulischen Abgleich Fließgeräusche, die durch das Heizsystem verursacht werden. Gibt es noch Geräusche, kann es sein, dass die Heizungspumpe mit zu hohem Druck arbeitet. Verbraucht die Pumpe zu viel Strom, lässt sich das durch einen Differenzdruckregler oder eine neue Pumpe beheben. Wasserdampfschläge, die bei extremen Strömungsgeschwindigkeiten am Ventil auftreten, können eine weitere Ursache sein. Ein Durchflussregler schafft in diesem Fall Abhilfe.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer nach einem einfachen Weg sucht, um langfristig Energie zu sparen und zugleich seinen Wohnkomfort steigern möchte, ist mit dem hydraulischen Abgleich seiner Heizanlage gut beraten. Es gibt wenige Maßnahmen, die so viel bringen und zugleich so einfach sind.
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Jetzt PDF downloadenAls Redakteurin für verschiedene Bauherren- und Haustechnikmagazine hat sich Inga Ervig mehr als zehn Jahre lang mit Themen rund um die energetische Modernisierung, Heiztechnologien und nachhaltiges Sanieren beschäftigt. Die studierte Germanistin und Kulturmanagerin hat ein Faible für historische Altbauten. Inga arbeitet als selbstständige Content Marketing Managerin und übersetzt gerne Bau-Fachchinesisch in verständliche und unterhaltsame Artikel, die nicht nur Leser:innen sondern auch Google und Co. gefallen.
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