Retail
Für den Einzelhandel ist in Deutschland zunehmend der Begriff „Retail“ gebräuchlich. Ursprünglich aus dem Englischen stammend bezeichnet Retail den Verkauf von Waren in kleineren Mengen an private Haushalte zu Konsum- oder Gebrauchszwecken. Unter einem Retailer wird dementsprechend ein Einzelhändler oder ein einzelhandelsnaher Dienstleister verstanden. Der Retail bzw. Einzelhandel ist abzugrenzen vom Großhandel. Sowohl in der Immobilienwirtschaft als auch bei den Filialleitern hat sich der Retail-Begriff fast vollständig etabliert.
Zu den Kernaufgaben eines Retailers zählen neben der Warenbeschaffung von verschiedenen Herstellern die Zusammenstellung dieser Waren zu einem Sortiment sowie die Veräußerung an nicht-gewerbliche Kunden. Hierunter sind im Allgemeinen Endkunden bzw. Verbraucher zu verstehen. Der Großhandel hingegen verkauft seine Waren an gewerbliche Kunden und Großverbraucher wie etwa Mensen und Kantinen. Demzufolge wird als Abgrenzungskriterium zwischen Großhandel und Einzelhandel (Retail) der jeweilige Kundenkreis des betreffenden Unternehmens herangezogen und nicht die Menge der verkauften Waren.
Hinsichtlich der erforderlichen Fläche können diverse Retail-Betriebsformen unterschieden werden. Beim Automaten-Verkauf werden die Waren über Automaten vertrieben, die sehr wenig Fläche benötigen. Im englischen Sprachraum hat sich hierfür die Bezeichnung „Vending“ etabliert. Die nächstgrößere Retail-Betriebsform sind die sogenannten Shopzonen. Hierunter sind die Laden-Segmente in Raststätten und Tankstellen zu verstehen. Die Größe dieser Retail-Bereiche ist zumeist auf 100 Quadratmeter begrenzt. Auf einer Verkaufsfläche von bis zu 200 Quadratmetern finden sich in der Regel Lebensmittel-Bedienungsgeschäfte, der altbekannte Kiosk oder sogenannte „Tante-Emma-Läden“. Auch Retailer, die als Selbstbedienungsgeschäft konzipiert sind, benötigen nur selten mehr als 200 Quadratmeter Verkaufsfläche. Hierzu zählen auch die in den USA, Japan und Großbritannien verbreiteten Convenience Shops. Supermärkte bieten neben Frischwaren vielfach auch ein umfassendes Non-Food-Sortiment an. Die 7.000 bis 11.000 Artikel machen deutlich größere Verkaufsflächen zwischen 400 und 1.500 Quadratmeter erforderlich. Und Verbrauchermärkte mit einem Anteil an Non-Food-Produkten von mehr als 25 Prozent benötigen Verkaufsflächen zwischen 1.500 und 5.000 Quadratmeter.
Der Onlinehandel zählt im Angesicht des Webs 2.0 zu den größten Konkurrenten des modernen Retail. Im Zuge dieser Entwicklung investiert der stationäre Einzelhandel der Bundesrepublik derzeit verstärkt in jene Standorte, die in einer attraktiven Innenstadtlage zu finden sind. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von sogenannten Geschäften in A-Lage. Darüber hinaus betreiben laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC Deutschland rund 30 Prozent aller stationären Einzelhändler einen Online-Shop. Die Kunden des deutschen Retails erwarten darüber hinaus auch eine zunehmende Qualifizierung der unternehmerischen Stärken: Gut ausgebildete Mitarbeiter, modernisierte Läden und ein modernes Store-Konzept zählen damit auch zu den unternehmerischen Merkmalen, in die bundesdeutsche Einzelhändler vermehrt investieren. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von PR zählen außerdem Service-Leistungen und passende Events zu einem erfolgreichen Retail. So wird die Kombination aus on- und offline für viele deutsche Einzelhändler immer wichtiger – schon allein aus finanziellen und marketingtechnischen Gründen. Der zunehmende Konkurrenzdruck führt auch in der Bundesrepublik vielerorts zu einer zunehmenden Marktkonzentration. Die so entstehenden Oligopole können Nachteile für Verbraucher mit sich bringen, unter anderem steigende Preise und ein einheitliches Warenangebot. Dieser möglichen Entwicklung wirken die Einzelhändler allerdings häufig selbst entgegen. So nehmen vor allem die kleineren Retailer regelmäßig Preissenkungen bei ihren Waren vor.