Neubau-Preisknaller
Wo lohnt sich trotz Corona eine Immobilie?
Ob sich der Immobilienkauf auf lange Sicht lohnt, darüber entscheidet vor allem ein Faktor: die Lage. In einigen deutschen Gegenden macht ihr mit einem Kauf nichts falsch - und das sind nicht nur die Städte.
Das Coronavirus bremst die Preisentwicklungen auf dem Immobilienmarkt? Kurzzeitig mag das richtig gewesen sein - weil Besichtigungen und Notartermine ausgefallen sind. Aber in den meisten begehrten Regionen geht es jetzt da weiter, wo die Nachfrage vor dem Auftreten der Corona-Pandemie aufgehört hat.
Und das sind vor allem die attraktiven Städte – und dort die guten Lagen. Wer hier eine Immobilie kauft, muss sich um die Wertentwicklung meist keine Sorge machen. Das Handelsblatt und vdp Research veröffentlichten kürzlich eine Rangliste mit dem durchschnittlichen Preisanstieg bei Eigentumswohnungen in den zehn Jahren zwischen 2009 und 2019. Berlin, München und Hamburg führen die Tabelle an mit Wachstumsraten bei den Preisen von jeweils rund 135 Prozent, 113 Prozent und 96 Prozent. Mit kleinem Abstand folgen dann Frankfurt am Main (plus 90 Prozent), Stuttgart (plus 83 Prozent), Köln (plus 75 Prozent) und Düsseldorf (plus 70 Prozent).
Wer eine Immobilie kauft, lässt sich den Traum vom eigenen Haus einiges kosten – und zwar laufend mehr. Das beweist ein Vergleich des Analysehauses Empirica. Die Frage, wie viel Prozent des monatlichen Nettohaushaltseinkommens in die Rückzahlung eines Baukredits fließen, entscheidet darüber, wie viel Haus man sich überhaupt leisten kann – und will. Die höchste Steigerung von 2009 bis 2019 legte München hin: Von 35 Prozent auf 49 Prozent kletterte dieser Wert in zehn Jahren. In Berlin erhöhte sich der Anteil von 31 auf 42 Prozent. Günstig ist das Verhältnis Kreditkosten zu Einkommen vor allem in Chemnitz (15 Prozent), Hannover (23 Prozent) und Duisburg (24 Prozent).
ImmoScout24 hat natürlich auch eigene Daten über die Preisentwicklung. Die Schaltung von Inseraten hat das Coronavirus nur sehr kurzzeitig reduziert. Zwischen dem 12. und 24. März gingen die Inserate von Eigentumswohnungen beispielsweise nur um 0,7 Prozent zurück. Die in Inseraten aufgerufenen Preise hingegen stiegen seit Anfang des Jahres kontinuierlich: Einfamilienhäuser verteuerten sich bis Juni 2020 um 4,0 Prozent und Eigentumswohnungen sogar um 6,2 Prozent.
In einem Segment hat das Coronavirus sogar zu einem regelrechten Nachfrageboom geführt, wie aktuelle Datenanalysen von ImmoScout24 zeigen: Immobilien auf dem Land, vorzugsweise in Ferienregionen, verzeichneten in den vergangenen Wochen besonders viele Kontaktanfragen. Das Interesse an Häusern in schönen Lagen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein stieg vor allem aufgrund der Nähe zur Ostsee und zu zahlreichen Seen. Im Kreis Müritz und Ostholstein stiegen die Kontaktanfragen innerhalb von drei Monaten um 174 Prozent. Wohnen, wo andere Urlaub machen: Nach den Erfahrungen der letzten Wochen scheint dies für viele Kaufwillige attraktiv zu sein. Hier lohnt ein Kauf aktuell also besonders, bevor auch auf dem Land die Preise durch die Decke gehen. Eine Wertsteigerung über die nächsten Jahre ist dabei sehr wahrscheinlich.